- Kommentare
- Parteitag in Leipzig
Von Angesicht zu Angesicht
Wolfgang Hübner über den konfliktreichen LINKE-Parteitag
Dass der Parteitag der LINKEN in Leipzig kein Kindergeburtstag werden würde, war klar. Zu heftig waren die Auseinandersetzungen über Migration, Klassenpolitik und die richtigen Antworten auf den Rechtspopulismus gewesen. Die Anspannung war mit Händen zu greifen, die Lagerbildung jederzeit sichtbar. Eineinhalb Tage blieb die Form der Höflichkeit gewahrt, bis am Sonntag, nach der Rede von Sahra Wagenknecht, der Streit offen ausbrach.
Ob es ein reinigendes Gewitter war, muss sich erst noch zeigen. Vorerst sind die Konflikte einmal von Angesicht zu Angesicht ausgetragen worden. Das kann zur Klärung beitragen, wenn die LINKE nach Leipzig nicht wieder in den alten, von vielen als destruktiv empfundenen Streitmodus zurückfällt. Die inhaltliche Debatte wird indessen weitergehen, da gilt jede Wette. Denn erstens geht es nicht um Lappalien, sondern um einige Kernfragen linker Politik. Zweitens hat die Linkspartei zumindest einen Streitpunkt vertagt; aus der Formulierung »offene Grenzen für alle« im Parteiprogramm wurde nun im Leitantrag »offene Grenzen«, mit allen Möglichkeiten der Interpretation und des Missverstehens. Drittens dürfte der Rechtspopulismus die linke Bewegung noch vor ganz andere Herausforderungen stellen; in Deutschland, in Europa.
Und viertens fand ein Reizwort erst kurz vor Parteitagsende Erwähnung: Sammlungsbewegung. Im Frühherbst, wenn das Projekt von Wagenknecht und Lafontaine starten soll, könnte es den linken Streit erneut befeuern.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.