Der Kampf der Rentner
»Das ist erst der Anfang«, ein traurig schlechter Film um ein paar Senioren, ist eine Komödie ohne einen einzigen Gag
Manche Filme will man noch nicht mal verreißen. Weil selbst das nämlich noch mehr Arbeit wäre, als im betreffenden Film steckt. »Das ist erst der Anfang« dauert 91 Minuten, und das ist keine schöne Zeit. Ich will sie zurück, denn ich hätte sie auch verdösen können. Phlegmatische Inszenierung, mittelmäßiges Schauspiel, frivol sein sollende Dialoge und eine Kulisse, bei der man buchstäblich die Pappe auf der Zunge schmeckt, können trotz aller Miserabilität nicht verbergen, dass das Übel bereits im Drehbuch selbst liegt. Falls es denn eins gab.
Duke Diver (Morgan Freeman), der sich vor der Mafia versteckt hält, arbeitet als Manager einer Hotelanlage, in der vornehmlich Senioren ihre Restzeit verbringen. Er ist der Hirsch am Platze - beim Golf, beim Poker, bei den Frauen. Eines Tages erscheint Leo McKay (Tommy Lee Jones) auf der Szene, der alles gleich gut oder besser kann. Duke, der Arrivierte, fühlt sich bedroht, und ein Wettstreit beginnt. Wer jetzt an den Animationsfilm »Toy Story« (1995) denkt, tut recht daran. Es ist dasselbe Motiv, vom Infantilen ins Senile gewendet.
Dann aber kommt Suzie Quinces (Rene Russo) ins Spiel, und das Setting ändert sich. Der Kampf der beiden Hähne wird ein Kampf um die Frau, die jedoch eigentlich als Revisorin vor Ort ist, um Dukes Arbeit zu beurteilen. Zwei Männer machen sich um eine Frau lächerlich, die eigentlich die Fäden zieht. Wer jetzt an Frank Oz’ Komödie »Zwei hinreißend verdorbene Schurken« (1988) denkt, tut recht daran, doch verpasst der Film auch diese Ausfahrt. Vielmehr eskaliert die Rivalität in einem Golfturnier, das im Hintergrund von einigen Mordanschlägen sabotiert wird. Wer jetzt an Harold Ramis’ Komödie »Wahnsinn ohne Handicap« (1980) denkt, tut recht daran, aber auch diese Phase lässt der Film schnell hinter sich.
Es kommt zum Showdown, in dessen Verlauf eine Kooperation von Rentnern einen jüngeren Killer ausschaltet. Wer jetzt an den Actionfilm »R. E. D.« (2010) denkt, tut recht daran, doch selbst für die schlechtere Kopie einer schlechten Vorlage sind 20 verbleibende Minuten zu wenig.
Was fängt man mit einem Film an, dessen Genrebezeichnung sich vollständig daraus erklärt, dass alle anderen Zuschreibungen noch weniger passen? Was tut man mit einer unkomischen Komödie? Der lahme Witz nährt sich vornehmlich daraus, dass die meisten der involvierten Charaktere die Hälfte ihrer zu erhoffenden Lebenszeit überschritten haben.
Komödien sind selten nett. Zu jeder Pointe gehört einer, der der Dumme ist. Wo keine Zeit oder Lust vorhanden war, einen Charakter zu entwickeln, sodass die Komik wirklich Komik einer konkreten Person werden kann, muss sich der Witz über Gruppenzugehörigkeit herstellen. Rednecks, Bodybuilder, Frauen, Nerds, Schwarze, Schwule, Beamte, Dicke, Alte usw. sind Schablonen, die zugeschnittene Witze mitliefern. Das ist, wenngleich selten schlau, so weit in Ordnung, als Komödie eine bestimmte Zuschauerhaltung voraussetzt. Die Botschaft des Genres lautet, dass alles halb so wild ist. In der Komödie kann man Witze reißen, die man im Leben nicht risse. Bloß witzig sollten sie dann doch sein. Tatsächlich hat dieser traurig schlechte Film über die gesamte Laufzeit hinweg nicht einen Gag. Von guten ganz zu schweigen. Weder aus der Sprache noch aus der Situation ist er zum Lachen und also bloß lachhaft.
Man wird bei der staubigen Formel »Kunst als Provokation« nicht bloß an aufs Berliner Straßenpflaster knallende Kuhkadaver denken müssen, sondern auch an einen Film, dessen Titel mit Rücksicht auf seine Handlung kaum anderes denn eine Drohung ist.
»Das ist erst der Anfang«, USA 2017. Regie und Drehbuch: Ron Shelton; Darsteller: Morgan Freeman, Tommy Lee Jones, Rene Russo. 91 Min.
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