Roter Mond trifft roten Mars
Seltenes Himmelsspektakel am Freitagabend - so erst in 105 000 Jahren wieder sichtbar
Sommernachtstraum unterm Sternenhimmel: Der Mond leuchtet am späten Freitagabend kupferrot und der Mars erscheint groß, rot und hell. Das extrem seltene astronomische Ereignis fällt auf eine hochsommerlich warme, allerdings nicht ganz klare Sommernacht. »Das ist eine tolle Chance, die Wunder des Himmels ins Bewusstsein zu rücken«, sagt Astrophysiker Dominik Elsässer von der Vereinigung der Sternfreunde im südhessischen Heppenheim. Viele Sternwarten, Planetarien, astronomische Vereine und Forschungsinstitute laden zum Beobachten des Schauspiels ein. Einen besonderes guten Blick hat Alexander Gerst von der Raumstation ISS.
Was passiert mit dem Mond?
Zu einer Mondfinsternis kommt es nur bei Vollmond, wenn Sonne, Erde und Mond auf einer Linie liegen. Der Mond taucht dabei völlig in den Schatten ein, den die von der Sonne angestrahlte Erde in den Weltraum wirft. Am Freitag kommt es nach Darstellung von Astronomen zur längsten sichtbaren totalen Mondfinsternis des 21. Jahrhunderts: Eine Stunde und 43 Minuten dauert sie. Übertroffen wird diese Dauer erst bei der Mondfinsternis am 9. Juni 2123 - um etwa drei Minuten. »Damit hat sie dann fast die maximal mögliche Länge von einer Stunde und 47 Minuten erreicht«, sagt Astronomin Carolin Liefke von der VdS und dem Haus der Astronomie in Heidelberg.
Warum leuchtet der Mond im Erdschatten kupferrot bis orange?
Die kurzwelligen blauen Lichtwellen der Sonnenstrahlen werden vollständig in der Erdatmosphäre gestreut, erläutert das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Das langwellige rote Licht werde hingegen gebrochen und in Richtung Mond gelenkt. Es fällt im Kernschatten auf die Mondoberfläche, ergänzt Elsässer. Der Mond schimmert rötlich, mancher spricht von einem »Blutmond«.
Warum ist der Mars so hell und rot?
Der als Roter Planet bekannte Mars kommt der Erde am Freitag so nah wie selten - er ist nur rund 58 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Das ist der Minimalabstand, sagte Liefke. Zuletzt geschah das vor rund 15 Jahren. Anders als die Erde braucht der Mars auf seiner weiter entfernten Umlaufbahn um die Sonne nicht ein, sondern fast zwei Jahre. Wenn die Erde den Mars auf der Innenbahn überholt und der Mars der Sonne vergleichsweise nahe steht, ist er am Himmel besonders hell und vergleichsweise groß zu sehen.
Wie sind die Wetteraussichten für die Nacht?
Warm bis tropisch, aber nicht wolkenlos. Die Temperaturen erreichen in Deutschland um 21 Uhr noch 21 bis 30 Grad und um Mitternacht 17 bis 26 Grad, sagt Meteorologe Simon Trippler vom Deutschen Wetterdienst. In vielen Städten werde eine Tropennacht erwartet mit über 20 Grad. Doch können durchaus Wolken den Blick auf den Mond verdecken. »Am besten sind die Chancen von der Deutschen Bucht über NRW, Hessen, Baden-Württemberg und das westliche Bayern bis zum Bodensee.«
Was kann man wann sehen?
Das Schauspiel fängt mit Beginn der Dunkelheit an. In München geht der Mond 20.48 Uhr auf, in Hamburg 21.16 Uhr. Dann dauert es noch einige Minuten bis der Mond komplett in den Kernschatten der Erde eingetaucht ist und die totale Mondfinsternis beginnt. Die Mitte der totalen Finsternis wird 22.22 Uhr und das Ende etwa 23.13 Uhr erreicht. »Der Mond ist gleich merklich röter und dunkler«, so Liefke. Die Mondfinsternis endet kurz nach Mitternacht. »Mars hingegen ist die ganze Nacht lang zu sehen.« Zum Höhepunkt der Mondfinsternis stehen sowohl Mond als auch Mars noch tief über dem Südosthorizont. Am Ende stehen die Himmelskörper deutlich höher, es ist richtig dunkel und man wird sich - so das Wetter mitspielt - an ihrem rötlichen Leuchten erfreuen können. Nach Mitternacht wird zu sehen sein, wie der Mond den Erdschatten verlässt. Um 1.30 Uhr hat der Mond den Halbschatten komplett verlassen.
Wo sollte man hingucken?
Die Mondfinsternis ist laut DLR am besten im Süden und Osten Deutschlands zu sehen. Im Süden steht der Mond am höchsten, im Osten geht er früher auf und die Finsternis ist vollständiger zu beobachten. Wichtig sei ein bis zum Horizont freier Blick in südöstliche Richtung. Zur Mitte der totalen Mondfinsternis ist der Mars etwa sechs Grad südlich des Mondes zu erkennen, direkt über dem Horizont. Da könne man versuchen, beide zusammen zu fotografieren.
Wie häufig treffen diese beiden Ereignisse aufeinander?
Eine totale Mondfinsternis, die ähnlich lang ist wie die am 27. Juli und der genau gleiche Stand des Mars - gegenüber der Sonne und so nah an der Erde - werden nach Berechnungen von Stefan Krause von der Volkssternwarte Bonn erst in etwa 105 000 Jahren wieder auftreten. dpa/nd
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