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Merkel hat zu wenig im Gepäck

Martin Ling über die Reise der Kanzlerin nach Westafrika

»Wenn wir uns anschauen, wie jung die Bevölkerung ist, dann wissen wir, dass es eben keine Zeit zum Warten gibt.« Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Dringlichkeit erkannt, mit der politische Weichenstellungen für und in Afrika vorgenommen werden müssen, was seit Jahrzehnten sträflich vernachlässigt wurde. Dass Merkel, die dem Kontinent in der Anfangszeit ihrer seit 2005 währenden Kanzlerschaft kaum Beachtung schenkte, nun vermehrt dort hinreist und sich mit den Problemen auseinandersetzt, hat einen simplen Grund: Bei den Flüchtlingen aus Syrien habe man zu spät reagiert; das soll im Fall von Afrika nicht wieder passieren, gestand sie in Accra ganz offen ein.

Was Merkel den afrikanischen Ländern offeriert, geht über Absichtsbekundungen nicht hinaus: Die Bundesregierung will Investitionen der deutschen Wirtschaft fördern und stellt auch legale Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten in Deutschland für Afrikaner in Aussicht. Bisher gibt es die kaum. Hier ist eine Stellschraube, an der schnell gedreht werden könnte und müsste: die Förderung zirkulärer Migration von Afrikanern unter Berücksichtigung der Bedarfe von Deutschland und den Herkunftsländern. Denn bis die Entwicklung in Afrika selbst ein Niveau erreicht hat, das Migration nach Europa unattraktiv werden lässt, wird es dauern. Und bis dahin werden die Rücküberweisungen aus der Diaspora überlebensnotwendig sein.

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