Digitalisierte Teilhabe

Konferenz präsentierte Modellprojekte und Ansätze zur Inklusion auf dem Arbeitsmarkt

  • Florian Brand
  • Lesedauer: 3 Min.

In der Mitte des kargen Raumes steht ein Motor. Auf einem Tisch daneben liegen drei Werkzeuge. Eines davon zu greifen fällt beim ersten Versuch nicht leicht. Immer wieder entgleitet es den Finger und fällt zu Boden. Einige Versuche später ist die obere Abdeckung des Motors aufgeschraubt und landet auf dem Boden. Wenige Minuten später fühlt sich die virtuelle Umgebung, in der sich der beschriebene Prozess abgespielt hat, erschreckend real an.

Simon Bender vom August-Wilhelm Scheer Institut für digitalisierte Produkte und Prozesse (AWSi) verbringt täglich ungefähr eine Stunde im virtuellen Raum. Bender entwickelt am AWSi ein Projekt zur Inklusion in die berufliche Bildung. Auf der internationalen Tagung »Inklusion: Wege in Gute Arbeit« präsentiert er neben elf anderen Kampagnen, Schulen und Unternehmen sein Projekt »InKraFT«.

Eingeladen zur der Konferenz hatte Arbeitssenatorin Elke Breitenbach (LINKE): Rund 280 Interessierte waren gekommen. Bei »InKraFT« geht es darum, körperlich und kognitiv eingeschränkten Menschen per »VR-Brille« (Brille für virtuelle Realität) eine Ausbildung zu ermöglichen, zum Beispiel als Kfz-Mechatroniker, welche andernfalls mit erheblichen Hürden verbunden wäre. »Sie lernen hier die Arbeitsschritte eins zu eins, wie Sie sie auch in der Realität anwenden würden«, sagt Bender. »Und weil ich diese Schritte auch gleich praktisch anwende, bleibt viel mehr hängen, als bei trockener Literatur oder einem YouTube-Video.«

Ein zweiter Anwendungsbereich wäre laut Bender für Menschen mit Fachwissen denkbar, die nach einem schweren Unfall arbeitsunfähig geworden sind. Diese Fachkräfte könnten mittels »VR-Brille« weiterhin ihr Wissen teilen und etwa von Zuhause aus ihren Kolleg*innen bei der Arbeit über die Schulter schauen und Tipps geben. In zwei Jahren soll das Pilotprojekt abgeschlossen sein und erste Resultate liefern. Ganz billig wird die inklusive Lösung jedoch nicht. Bis zu zweitausend Euro könnten »VR-Brille« und leistungsfähiger Laptop unter Umständen kosten. Das sei jedoch gut angelegtes Geld, findet Bender.

Spitzenreiter bei der Inklusion in Bildungseinrichtungen ist nach einer Analyse des Bildungsforschers Klaus Klemm Bremen, wo nur noch 1,2 Prozent aller Schüler*innen auf Förderschulen gehen. Ebenfalls weit vorne ist Berlin mit 2,8 Prozent, hinter Schleswig-Holstein (2,1 Prozent). Bundesweit lag die Zahl der Arbeitslosenquote von schwerbehinderten Menschen im vergangenen Jahr hingegen mit 11,7 Prozent deutlich höher, als die allgemeine Erwerbslosenquote von 5,7 Prozent. Im Mittelpunkt der Tagung zur Inklusion steht daher die Frage, wie es gelingen kann, Menschen mit Behinderung eine umfassende Teilhabe in der Arbeitswelt zu ermöglichen.

Der Staatssekretär für Arbeit und Soziales, Alexander Fischer (LINKE), sieht besonders beim Thema Digitalisierung Chancen, Menschen mit Behinderung einen möglichst reibungslosen Arbeitsalltag und Ausbildung zu ermöglichen. »Bei allen Bemühungen um mehr Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsleben muss es uns immer um gute Arbeit gehen, denn sie ist Kernelement einer inklusiven Arbeitswelt und Gesellschaft«, sagte er am Rande der Veranstaltung.

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