- Politik
- AfD und Pegida
Sehr flexibel
Früher hielt Uwe Junge zu Frauke Petry, heute marschiert er mit Björn Höcke
Als die AfD Anfang September gemeinsam mit Pegida durch Chemnitz marschierte, da ließ Uwe Junge seine Haltung klar erkennen: »Wenn Menschen zu Tausenden demonstrieren, weil Deutsche von Migranten abgestochen werden, dann ist das überwiegend ehrliche Empörung und Trauer - diese Menschen pauschal als ›rechten Mob‹ zu bezeichnen ist Volksverhetzung und schäbigster Journalismus!« Und weil der von Björn Höcke maßgeblich initiierte angebliche Schweigemarsch schöne Werbebilder versprach, schloss sich der rheinland-pfälzische AfD-Landeschef mit den Worten »Schulterschluß von Ost und West!« an. Einen Tag, einige Hitlergrüße, NS-Parolen und Hunderte tobende Neonazis später, twitterte Junge, er sei »stolz hier in der der ersten Reihe gewesen zu sein!«
Inzwischen sieht Junge das anders. Am Mittwoch ließ er wissen, dass das alles »im Nachhinein« gesehen »nicht so schlau« gewesen sei, gemeinsame Sache mit Pegida zu machen. Zwar habe er »immer Sympathie« für die Bewegung gehabt, außerhalb von Dresden distanziere er sich aber »im äußersten Maße« davon. Man muss wissen: Dresdens rassistische Montagspaziergänger sind harmlose, missverstandene Wutbürger. Prügelnazis gibt es nur außerhalb der Landeshauptstadt. Dabei war völlig, klar dass die AfD in Chemnitz auch stramme Rechtsradikale und Hooligans anlocken würde.
Mit Inkonsequenz kennt sich der Oberstleutnant a. D. aus: Laut »Stern« bekannte sich Junge noch im Frühjahr 2017 zur damaligen Parteichefin Frauke Petry, schrieb in einer Mail, die AfD solle sich im Streit mit dem völkischen Flügel vor dem »Schreckgespenst Spaltung« nicht fürchten, weil man immer »eine Partei der Realisten« gewesen sei. Petry verlor den Machtkampf bekanntlich und ging, Junge blieb. Vielleicht wollte er sich auch keine neue politische Heimat mehr suchen. Der AfD-Fraktionschef im Mainzer Landtag war früher erst viele Jahre CDU-Mitglied, bevor es ihn für einige Monate in die rechte Kleinstpartei »Die Freiheit« verschlug, der er aber rasch den Rücken kehrte und kurz darauf 2013 in die AfD eintrat.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.