Spatz in der Hand
Alexander Ludewig zur Vergabe der Fußball-EM nach Deutschland
Einig werden sich viele sein, dass die Vergabe der Fußball-Europameisterschaft 2024 an Deutschland die bessere Wahl ist. Zu weit entfernt hat sich die Türkei von demokratischen Maßstäben, noch unsicherer ist die weitere Entwicklung des Landes unter dem autoritären Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Das bedeutet jedoch nicht, dass Deutschland eine gute Wahl ist.
Zur Erinnerung: Im Skandal um die Vergabe der WM 2006 nach Deutschland ermitteln noch immer Staatsanwaltschaften. Am Anfang der EM-Bewerbung stand 2013 die Absichtserklärung des DFB - damals angeführt von Leuten wie dem später wegen Korruption gesperrten Wolfgang Niersbach. Dessen kriminell-roten Faden hat Reinhard Grindel weitergesponnen. Nachdem Niersbach Ende 2015 als DFB-Präsident nicht mehr tragbar war, nutzte dessen Nachfolger Grindel ganz offen dessen Verbindungen in die Exekutivkomitees von FIFA und UEFA - um die EM 2024 nach Deutschland zu holen.
Dass Niersbach noch bis Ende 2016 auch im höchsten Gremium der UEFA sitzen durfte, sagt viel über den Verband, der jetzt die EM vergeben hat. Für dessen Präsident Aleksander Čeferin ist die Türkei jetzt die Taube auf dem Dach. Den »maximalen finanziellen Gewinn«, den er will, garantierte ihm nur die Türkei - durch Steuer- und Mietfreiheit während des Turniers. Ist Deutschland also nur der Spatz in Čeferins Hand? »Korruption kann man nirgends ausschließen«, meint Sylvia Schenk dazu. Die Sportchefin von Transparency International begleitete den Bewerbungsprozess.
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