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Späte Ehrung für den »Bischof der Armen«

38 Jahre nach seiner Ermordung wurde der salvadorianische Erzbischof Romero heiliggesprochen

  • Susann Kreutzmann, San Salvador
  • Lesedauer: 3 Min.

Fast täglich ziehen Hunderte Menschen durch die Straßen der Hauptstadt San Salvador, vereint hinter einem großen Bild von Erzbischof Óscar Arnulfo Romero. Sie fordern, dass die Verantwortlichen für seine Ermordung endlich zur Rechenschaft gezogen werden. Ihr Kampf dauert schon 38 Jahre. Nun wurde der 1980 getöteten »Bischof der Armen« eine große Ehre zuteil. Romero ist am Sonntag in Rom feierlich heiliggesprochen worden. Doch die Drahtzieher des Mordes in El Salvador sind bis heute straffrei geblieben. »Es gibt keine Ausreden mehr, warum eine Untersuchung dieses abscheulichen Verbrechens hinausgezögert wird«, sagt Carlos Rodríguez von der Staatsanwaltschaft für Menschenrechte.

Schon im Jahr 2000 verlangte die Interamerikanische Menschenrechtskommission, dass El Salvador seiner Verpflichtung nachkommen und den Mord aufklären muss. Trotz mehrfacher Aufforderung wurde bis heute kein Verfahren gegen die Drahtzieher der Tat eingeleitet. In einem UN-Bericht wurde der inzwischen gestorbenen Armeeoffizier Roberto D'Aubuisson verdächtigt. Er gründete die rechtsgerichtete Partei Arena, die El Salvador von 1992 bis 2008 regierte.

Romero wurde bei einer Predigt am 24. März 1980 in einer Krankenhauskapelle in San Salvador von paramilitärischen Scharfschützen niedergeschossen. Sein Tod markiert den Beginn des Bürgerkrieges (1980-1992) zwischen Militär und linker Guerilla in El Salvador, in dem 75 000 Menschen getötet wurden. Wenige Monate vor seinem Tod war Romero nach Rom gereist, um bei Papst Johannes Paul II. auf die Massenmorde der Militärs, Menschenrechtsverletzungen und Todesdrohungen gegen ihn und andere Priester aufmerksam zu machen. Er wurde nicht gehört. Zurück in El Salvador wandte er sich in einem flammenden Appell an die Soldaten, das Morden zu beenden. »Kein Soldat ist gezwungen, einem Befehl zu folgen, der gegen das Gesetz Gottes verstößt. Einem amoralischen Gesetz ist niemand unterworfen«, rief Romero aus. Kurz darauf fielen Schüsse, und er brach hinter der Kanzel zusammen.

Für viele Gläubige ist Romero längst ein Heiliger. In ganz Lateinamerika wird er als Ikone des Friedens verehrt. Unvergessen bleibt, wie Ex-Präsident Barack Obama 2011 an seinem Grab in San Salvador niederkniete. Papst Franziskus, der Romero ebenfalls hoch verehrt, setzte kurz nach seiner Ernennung 2013 das unterbrochene Seligsprechungsverfahren wieder in Gang. 2015 wurde Romero die Ehre zuteil. Der Vatikan hatte sich lange schwergetan, Romero als Märtyrer anzuerkennen. Das Misstrauen gegen die Theologie der Befreiung, die den Armen in Lateinamerika verpflichtet ist, saß tief.

Der konservative Papst Johannes Paul II. verdächtigte Romero, Kontakte zur marxistischen Guerilla zu haben. Papst Benedikt XVI. stoppte das Verfahren zur Seligsprechung. Im Vatikan hieß es, der Mord sei politisch und nicht religiös motiviert gewesen. Papst Franziskus stellte schließlich klar, dass Romero diffamiert und verleumdet worden sei und für seine Nächstenliebe starb. Romero wurde 1977 Erzbischof von San Salvador. Schnell tauschte er den Bischofspalast gegen eine kleine Wohnung auf dem Gelände eines Krankenhauses. Er wollte nah bei denen sein, die Zuspruch und Kraft brauchten. Romero war kein Linker, er galt als konservativer Kirchenmann. Er lehnte die Gewalt der Guerilla ab, prangerte aber gleichzeitig die Verbrechen von Militär und Sicherheitskräften an. Und er unterstützte Kleinbauern, die für eine Agrarreform kämpften. epd/nd

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