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- Preis für Meinungsfreiheit
Oleg Senzow erhält Sacharow-Preis
Europaparlament ehrt in Russland inhaftierten Filmemacher
Straßburg. Der in Russland inhaftierte ukrainische Filmemacher Oleg Senzow erhält den diesjährigen Sacharow-Preis für Meinungsfreiheit des Europaparlaments. Dies wurde am Donnerstag nach einer Sitzung der Fraktionschefs in Straßburg bekannt. Senzow war von der Fraktion der christdemokratischen Europäischen Volkspartei (EVP) vorgeschlagen worden, der größten Gruppe im Europaparlament.
Der Sacharow-Preis für geistige Freiheit ist nach dem Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow benannt. Er wird jährlich in Straßburg vom Europaparlament für die Verteidigung von Menschenrechten und Meinungsfreiheit verliehen.
Der jetzt geehrte Regisseur Oleg Senzow stammt von der ukrainischen Halbinsel Krim. Als er 1976 geboren wurde, gehörte die Krim zur damaligen Sowjetunion. Nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim durch Russland 2014 engagierte sich Senzow dagegen. Der Vater zweier Kinder lieferte beispielsweise Lebensmittel an ukrainische Soldaten, wie die »Deutsche Welle« berichtete.
Die russische Justiz warf Sentsow vor, gemeinsam mit drei anderen Angeklagten auf der Krim Sprengstoffanschläge geplant zu haben. Außerdem wurde er beschuldigt, einer militanten nationalistischen paramilitärischen Einheit angehört zu haben, dem »Rechten Sektor«, berichtete Paul Simon in »nd«.
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»Senzow ist zu einem Symbol für die rund 70 Staatsbürger der Ukraine geworden, die von der russischen Besatzungsmacht auf der Halbinsel Krim unrechtmäßig verhaftet und zu langjährigen Haftstrafen verurteilt wurden«, erklärte das Europaparlament zu seiner Nominierung für den Sacharow-Preis für geistige Freiheit, der Senzow nun zugesprochen wurde. »Der Preis wurde ihm verliehen für seinen Mut und seine Entschlossenheit«, sagte Parlamentspräsident Antonio Tajani am Donnerstag.
Auch Amnesty International setzt sich für Senzow ein, der mittlerweile in einem Straflager in Sibirien inhaftiert sein soll. Unterstützung für den Häftling kommt ferner aus der Filmwelt. Im August appellierte die Europäische Filmakademie erneut an den russischen Präsidenten Wladimir Putin, Senzow freizulassen. Hintergrund war ein Hungerstreik, der den mittlerweile 42-Jährigen um 30 Kilogramm habe abmagern lassen. Als er nicht mehr konnte, hat Senzow Berichten zufolge den Streik abgebrochen.
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Vor seinem politischen Engagement hatte der Ukrainer mit dem Film »Gamer« von 2011 von sich reden gemacht. Darin porträtiert er einen spielsüchtigen Jugendlichen. Senzow selbst war früher Computerspieler auf professionellem Niveau. Er ist der erste Sacharow-Preisträger aus der Ukraine. Agenturen/nd
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