- Kommentare
- Linke im Hambacher Forst
Ganz blind
Uwe Kalbe über die Warnung des Verfassungsschutzes vor radikalen Linken
Der Verfassungsschutz warnt vor radikalen Gruppen. Sie nutzten den Protest gegen die Rodung des Hambacher Forsts, um ihre staatsgefährdenden Unterwanderungspläne zu verfolgen. Besonders vor dem aufrührerischen Potenzial der Interventionistischen Linken warnt der Verfassungsschutz, die die Gelegenheit nutzten, friedliche Klimafreunde vom rechtsstaatlichen Weg abzubringen. Der Wald sei ihnen egal.
Das ist aus mehreren Gründen interessant. Erstens, weil es natürlich stimmt, dass linksradikale Gruppen solche Proteste nutzen, in denen sie die Gelegenheit sehen, die Gesellschaft auf das zerstörerische Potenzial des Kapitalismus hinzuweisen, das ein selbstzerstörerisches ist. Der Wald ist ihnen dabei nicht egal, sondern Beispiel dieser Zerstörungen. Wenn, wie der Verfassungsschutz warnend erläutert, »der Verzicht auf die offene Propagierung von Gewalt« taktischer Winkelzug der IL ist, dann fragt man sich - zweitens - erst recht, wovor die Behörde für überraschende Gesellschaftsanalysen eigentlich warnt. Schlimmer noch: Die Kampfansage der IL an »Patriarchat, Rassismus und Kapitalismus« ist ein allgegenwärtiger bürgerlicher Impuls und hat mit Staatsgefährdung noch nichts zu tun. Weshalb man womöglich drittens schließen muss, dass der Verfassungsschutz nicht nur auf dem rechten Auge blind ist, sondern auch links nicht durchsieht.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.