Ein Dandy zwischen Schlössern und Plattenbauten

  • Lesedauer: 2 Min.

An Peter Hacks scheiden sich auch heute noch die Geister, und das würde dem 2003 verstorbenen Dichter, Dramatiker und Essayisten durchaus gefallen. Seine ersten Auftritte mit Liedern und Gedichten hat er in einem Schwabinger Kabarett, nach der Promotion arbeitet er als Kinderautor beim Rundfunk und erhält 1953 Sendeverbot wegen »Verunglimpfung religiöser Bekenntnisse«. Hacks macht sich schnell einen Namen als Stückeschreiber und entflieht dem Münchner Biedermeier 1955 in die DDR.

Ab 1956 werden seine Stücke regelmäßig im Deutschen Theater in Berlin aufgeführt, erstmals 1959 erläutert Hacks seine Konzeption von klassischer Kunst im Sozialismus. 1963 wird ein Stück von ihm abgesetzt, Regisseur Wolfgang Langhoff zum Rücktritt gezwungen. Dem sollten etliche Verbote und Einschränkungen folgen, nichtsdestotrotz erhält Hacks etliche Preise und zählt zu den meistgespielten Autoren in beiden deutschen Staaten. Den Sozialismus verteidigt er meinungsstark und vergreift sich dabei gern im Ton. Gleichzeitig setzt er die Ästhetik des antiken Dramas, das Beharren auf bildungsbürgerlichen Kunstmaßstäben gegen das Vereinfachungs- und Zertrümmerungstheater und das allzu gewollt Kunstlose. Der Proletgestus ist ihm fremd, auch und gerade im Sozialismus soll der Mensch nach dem Höheren streben, seinen Geist verfeinern. Hacks wollte nichts weniger als ein Klassiker im Sozialismus werden. Aus dieser Ambivalenz resultieren bis heute seine Stärke und Anziehungskraft.

Mario Pschera

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