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Verwandtschaft des Schreckens
Monsanto lieferte einst Agent Orange nach Vietnam, nun soll Glyphosat folgen
Es ist eine Farce: Noch immer leiden Millionen Vietnames*innen unter den gesundheitlichen Folgen des chemischen Entlaubungsmittels Agent Orange, dessen Name wie nichts anderes für die Schrecken des Vietnamkrieges steht - und ausgerechnet einem einstigen Hersteller des tödlichen Giftes wird nun in Hanoi der rote Teppich ausgerollt: dem US-Agrarriesen Monsanto, der erst kürzlich von der deutschen Bayer AG übernommen wurde.
Monsanto soll mit seinen gentechnisch veränderten Saatgutsorten die Ernährungssicherheit des Landes gewährleisten. Entsprechende Einfuhr- und Anbaulizenzen für drei als Tierfutter verwendete Maissorten hat die vietnamesische Regierung bereits erteilt. Nun wird erwartet, dass bis 2020 30 bis 50 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen in Vietnam mit genetisch modifizierten Organismen bedeckt sein werden. Antrieb für diese Entwicklung ist die Hoffnung, dass sich dadurch die landwirtschaftlichen Erträge maßgeblich steigern lassen.
Doch die Zahl kritischer Stimmen in Vietnam wächst: »Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass die anfänglich höheren Erträge nicht über längere Zeit hinweg aufrechterhalten werden können«, erklärt Nguyen Van Anh, Leiter der vietnamesischen Nichtregierungsorganisation CHIASE. Als problematisch erachtet er auch die vergleichsweise hohen Investitionskosten für die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern und deren wachsende Abhängigkeit von großen Agrarkonzernen. Bayer-Monsanto etwa vertreibt sein Saatgut in Kombination mit dem Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat, gegen das die Nutzpflanzen zuvor durch genetische Veränderungen immunisiert wurden. Da die Kosten für dieses Gesamtpaket deutlich über denen für herkömmliche Saatgutsorten liegen, könne das die vietnamesischen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern schnell in den Ruin treiben.
Zudem hebt Nguyen Van Anh die weitreichenden Gefahren von Herbiziden wie Glyphosat hervor: »Die zu bekämpfenden Unkräuter werden auf Dauer selbst gegen das Spritzmittel resistent, sogenannte Super-Unkräuter entstehen. Und um diese in den Griff zu kriegen, müssen immer größere Mengen an Gift eingesetzt werden - mit fatalen Folgen für Flora und Fauna.«
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