Breitscheidplatz: Attentäter hatte wohl Mitwisser

V-Person des Berliner LKA berichtete, dass ein Islamist den Anschlagsplan kannte

  • Lesedauer: 2 Min.

Der Attentäter Anis Amri hatte offenbar mindestens einen Mitwisser, der in den Plan für den Terroranschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz eingeweiht war. Darüber informierte der Leiter des Berliner Landeskriminalamtes (LKA), Christian Steiof, am vergangenen Freitag in einer nicht-öffentlichen Sitzung des Amri-Untersuchungsausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus. Der Inhalt von Steiofs Aussage wurde dem rbb, der Berliner Morgenpost und dem ARD-Magazin Kontraste von mehreren Teilnehmern der Sitzung bestätigt.

Der LKA-Chef berichtete demnach, dass drei V-Personen seiner Behörde Kontakt zu Amri hatten. Steiof bestätigte damit einen Bericht der Berliner Morgenpost und des rbb vom 16.November 2018. Einer dieser informellen Zuträger, so Steiof weiter, habe Mitarbeitern der Anti-Terroreinheit des Landeskriminalamtes von einem Gespräch mit einem Mann namens Feysal H. berichtet. Feysal H. war dem LKA bekannt und wurde dort als islamistischer Gefährder eingestuft. In dem Gespräch mit der V-Person habe Feysal H. gesagt, dass Amri ihn in seinen Anschlagsplan eingeweiht habe.

Nach Angaben von Teilnehmern der nicht-öffentlichen Sitzung versicherte LKA-Chef Steiof, dass das LKA erst nach dem Anschlag von der V-Person erfahren habe, dass ihr der Terrorplan von Amri bekannt war. Aus der Sicht der Abgeordneten steht nun die Frage im Raum, ob die Anti-Terror-Fahnder die V-Person womöglich gezielter hätten befragen können und so auch schon vor dem Anschlag von Amris Anschlagsabsicht hätten erfahren können.

Feysal H. ist ein islamistischer »Gefährder«, der wegen versuchten Totschlags und Körperverletzung vorbestraft ist. Derzeit leidet er offenbar an einer psychischen Erkrankung. Wann er von Amris Anschlagsplan erfuhr, und wann er der V-Person des LKA davon erzählte, ist unklar. Offen ist auch, ob Amri womöglich weitere Mitwisser oder gar Helfer hatte.

Die seit dem Anschlag ermittelnde Bundesanwaltschaft wollte sich auf Anfrage nicht zu möglichen Mitwissern äußern. Bislang hatte die Behörde Amri stets als Einzeltäter bezeichnet. Der Abgeordnete Benedikt Lux (Grüne) zieht diese Vermutung angesichts der Berichte der V-Person über den Mitwisser Feysal H. nun in Zweifel. »Die Einzeltäter-These ist jetzt noch weniger haltbar als zuvor. Wir wollen den V-Mann-Führer dazu hören«, sagte Lux dem rbb und der Berliner Morgenpost. dpa/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -