Razzien bei der Deutschen Bank

Bankmitarbeiter sollen Kunden bei der Gründung von »Offshore-Gesellschaften« in Steuerparadiesen geholfen haben

  • Lesedauer: 3 Min.

Frankfurt am Main. Ermittler durchsuchen seit den Morgenstunden Geschäftsräume der Deutschen Bank wegen des Verdachts der Geldwäsche. Wie die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main am Donnerstag mitteilte, durchsuchen etwa 170 Beamte sechs Objekte der Bank in Frankfurt und Umgebung. Die Ermittlungen richten sich demnach gegen zwei Mitarbeiter von Deutschlands größtem Finanzinstitut sowie »andere bislang nicht identifizierte Verantwortliche des Unternehmens«.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, Kunden bei der Gründung von »Offshore-Gesellschaften« in Steuerparadiesen geholfen zu haben. Dabei sollen Gelder aus Straftaten auf Konten der Deutschen Bank transferiert worden sein, ohne dass die Mitarbeiter Anzeige wegen des Verdachts der Geldwäsche erstatteten. Hinweise darauf bekamen die Ermittler durch die Auswertung des beim Bundeskriminalamt vorliegenden Datenbestandes der sogenannten »Offshore-Leaks« und »Panama Papers«.

Ein internationales Rechercheteam rund um die »Süddeutsche Zeitung« hatte unter dem Titel »Panama Papers« im April 2016 seine Erkenntnisse zur Steuervermeidung und Geldwäsche mittels Briefkastenfirmen in Steuerparadiesen veröffentlicht. Die Staatsanwaltschaft kritisierte, die Deutsche Bank habe vor Veröffentlichung der »Panama Papers« keine Geldwäscheverdachtsanzeigen eingereicht, obwohl sie seit Beginn der Geschäftsbeziehung mit den Kunden »ausreichende« Anhaltspunkte dafür gehabt habe.

»Die Deutsche Bank hat mehr Strafzettel als Klopapier«, schrieb Linkspartei-Finanzpolitiker Fabio De Masi in einer Reaktion auf die Razzien auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Am Ende würden die Steuerzahler haften, wenn Bank wegen Bußgeldern pleite gehen würde.

Über eine zur Deutschen Bank gehörende Gesellschaft mit Sitz auf den britischen Jungferninseln sollen demnach allein im Jahr 2016 über 900 Kunden mit einem Geschäftsvolumen von 311 Millionen Euro betreut worden sein. Die Bank bestätigte die Durchsuchungen im Zusammenhang mit den »Panama Papers« und erklärte: »Wir werden mit den Behörden vollumfassend kooperieren.«

Die Deutsche Bank steht derzeit im Fokus der Bankenaufsicht Bafin, weil sie laut Behörde nicht genügend gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung unternimmt. Deshalb schickte die Bafin Ende September Wirtschaftsprüfer der KPMG als Sonderbeauftragte, die dem Institut bis 2021 auf die Finger schauen sollen.

Eine der großen Fragen ist die Rolle des Geldhaus im Geldwäscheskandal um die Danske Bank. Deren estnische Filiale soll dutzende Milliarden Euro zweifelhaften Ursprungs aus Russland ins globale Finanzsystem eingespeist haben. Unter anderem die Deutsche Bank hat für die Filiale Auslandsüberweisungen abgewickelt.

Im Zuge der Durchsuchungen stellten die Beamten von Staatsanwaltschaft, Bundeskriminalamt, Steuerfahndung und Bundespolizei zahlreiche Geschäftsunterlagen in schriftlicher und elektronischer Form sicher. Die Auswertung sowie weitere Ermittlungen dauerten an, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Die Razzen bei der Deutschen Bank haben am Donnerstag die jüngste Erholung der Aktien des Finanzinstituts abrupt gestoppt. Die Papiere waren am Vormittag um zwischenzeitlich bis zu 4,89 Prozent auf 8,172 Euro abgesackt. Damit näherten sie sich wieder ihrem erst am Dienstag vergangener Woche erreichten Rekordtief von 8,054 Euro. Im bisherigen Jahresverlauf steht bei den Aktien ein Verlust von aktuell knapp 48 Prozent zu Buche. Damit sind die Papiere derzeit der schlechteste Dax-Wert. dpa/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -