Rote Flora plakatiert Hobby-Denunzianten

Yannic Hendricks verklagt Ärztinnen und Ärzte, die über Schwangerschaftsabbrüche informieren

Berlin. Yannic Hendricks wollte anonym Ärztinnen und Ärzte denunzieren, die über Schwangerschaftsabbrüche informieren. Gegen die Nennung seines Namens hatte er geklagt und verloren. Jetzt hat die Rote Flora dem Hobby-Denunzianten endgültig jede Anonymität genommen. Sein Portrait mit den wichtigsten Fakten zu seinem »Hobby« hängen seit kurzem in Form eines riesigen Plakates an der Fassade des linken Zentrums im Hamburger Stadtteil Sternenschanze. Darauf steht: »Yannic Hendricks zeigte dutzende ÄrztInnen an, weil sie über Abtreibungen informierten. Jetzt zeigt er alle an, die seinen Namen veröffentlichen. Prozessbeginn 15. Februar. §218 und §219a StGB abschaffen!«

Unter dem Konterfei von Hendricks hängen kleinere Plakate, auf denen die fehlende Gleichstellung zwischen Männern und Frauen thematisiert wird. Außerdem weisen die Plakate auf den geplanten Frauenstreik am 8. März dieses Jahres, mit der Nennung der Webseite »www.frauenstreik.org« hin.

Eigenen Angaben zufolge hatte Hendricks zwischen 60 und 70 Mal Anzeige gegen Ärztinnen und Ärzte erstattet. In einem Interview mit der »taz« bezeichnete er selbst das Stellen der Anzeigen als sein Hobby. Er suche gezielt online nach Arzt-Praxen, die infrage kämen und stelle dann Online Anzeige, so Hendricks im Interview weiter. Neben Kristina Hänel war auch die Journalistin und Hamburger Profamilia Vorsitzende Kersten Artus von den Anzeigen wegen des Verstoßes gegen Paragraf 219a betroffen.

Hendricks hatte zunächst nur anonym agiert, öffentlich nutze er das Pseudonym »Markus Krause«. Die Onlineplattformen Buzzfeed News und Artus hatten seinen bürgerlichen Namen veröffentlicht. Sie waren aber nicht die Einzigen. Gegen beide hatte Hendricks geklagt. Buzzfeed hat bereits den Prozess vor dem Düsseldorfer Landgericht gewonnen. Das Verfahren gegen Artus, auf das sich das Plakat bezieht, findet am 15. Februar in Hamburg statt.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -