Truppe soll auf Minderjährige verzichten

Internationaler Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten / Bündnis fordert Ende der Rekrutierung

Am heutigen Dienstag ist der Internationale Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten. An diesem Tag trat im Jahr 2002 ein Zusatzprotokoll der UN-Kinderrechtskonvention zum Schutz von Kindern in bewaffneten Konflikten in Kraft. Es verbietet den Einsatz unter 15-Jähriger als Kämpfer und definiert ihn als Kriegsverbrechen. Unter 18-Jährige dürfen danach nicht gegen ihren Willen eingezogen werden oder an Kampfhandlungen teilnehmen. Deutschland hat das Zusatzprotokoll im Dezember 2004 ratifiziert.

Den Horror des Krieges erleben vor allem Kinder in 19 Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas. Sie müssen entweder mit der Waffe in der Hand kämpfen, oder sie werden beispielsweise als Spione, Minensucher, Boten oder gar als Selbstmordattentäter missbraucht. Jungen und Mädchen würden zudem vielfach sexuell missbraucht. Darauf machte am Montag in Berlin das Deutsche Bündnis Kindersoldaten aufmerksam. Innocent Opwonya berichtete von seinem eigenen Schicksal: Er wurde als Zehnjähriger im Jahr 2000 in Uganda von der »Lord's Resistance Army« (LRA). Zuvor hatten LRA-Milizionäre seinen Vater vor seinen Augen erschossen. Opwonya sagte, Kindersoldaten werde »auf brutale Weise die Kindheit geraubt«. Doch die Industriestaaten interessierten sich zu wenig für ihren Schutz. Bündnissprecher Frank Mischo kritisierte die Rüstungsexportpolitik der Bundesrepublik. »Gerade in Konfliktländern wie Jemen oder Sudan sind eine Vielzahl deutscher Kleinwaffen in den Händen von Kindersoldaten im Einsatz«, stellte er fest.

Das Bündnis moniert zudem, dass in Deutschland immer mehr Minderjährige für den Militärdienst angeworben werden. Das müsse beendet werden, forderte Ralf Willinger von der Kinderrechtsorganisation Terre des Hommes. Nach Angaben des Bündnisses wurden allein 2018 in Deutschland 1.679 Minderjährige als Soldatinnen und Soldaten angeheuert. Insgesamt habe sich der Anteil der Minderjährigen in der Bundeswehr seit 2011 mehr als verdoppelt. Jugendlichen würden mit einem »falschen Bild« vom Soldatsein angeworben, kritisierte David Gee von der Organisation »Child Soldiers International«.

Willinger verwies auf erhöhte Selbstmordraten und Alkoholsucht unter Bundeswehrsoldaten sowie auf vermehrt angezeigte sexuelle Übergriffe in der Truppe. Zugleich betonte er, auch Ausbilder rieten von der Rekrutierung Minderjähriger ab. David Gee argumentierte, erwachsene Rekruten seien »reifer«, hätten eine »bessere Vorstellung davon, was militärisches Leben bedeutet und können sofort nach der Ausbildung eingesetzt werden«.

Am Donnerstag werden unterdessen im Bundestag Anträge der LINKEN und der Grünen diskutiert, in denen ein Ende der Rekrutierung Minderjähriger gefordert wird. Der Verteidigungsausschuss hat Ablehnung empfohlen. Nicht nur CDU und CSU wollen die Möglichkeit der Anwerbung unter 18-Jähriger erhalten, sondern auch die SPD. Letztere verwies laut Bericht des Ausschusses unter anderem darauf, dass die Bundeswehr in »Konkurrenz um qualifizierte Arbeitskräfte« stehe.

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