Kesse Sprüche

Wolfgang Hübner über Missstimmung bei Schwarz-Rot

Dass Angela Merkel nur noch Kanzlerin auf Abruf ist, dürfte spätestens seit dem Wechsel an der Spitze der CDU klar sein. Ihre Nachfolgerin im Parteivorsitz, Annegret Kramp-Karrenbauer, ist nicht die kleine Zwillingsschwester Merkels, wie lange gemutmaßt, sondern eine Politikerin, die sich stracks von Merkel emanzipiert und für eine Rückbesinnung der CDU auf einen strikten Konservatismus steht. Man könnte es auch Rückfall nennen und muss dazu nicht den witz- und geistlosen Karnevalsscherz der CDU-Chefin bemühen. Migration und Geschlechterpolitik sind Felder, auf denen sich Kramp-Karrenbauer rechts von Merkel profilieren will. Der Begriff reaktionär ist dafür durchaus zutreffend.

Nun machen die Fans einer stramm konservativen Union weiter Druck. Mitglieder der so genannten Werte-Union wollen einen baldigen Wechsel auch im Kanzleramt - nicht zuletzt um ihren Liebling Friedrich Merz im Machtzentrum, also auf einem wichtigen Ministerposten zu platzieren. Für diesen Fall drohen nun Sozialdemokraten mit sofortigen Neuwahlen. Das sind kesse Sprüche aus einer Partei, die bisher noch so ziemlich alles mitgemacht hat, was die Union ihr aufdrückte. Die Umfrageergebnisse der SPD sind derzeit und absehbar so traurig, dass sie es sich dreimal überlegen wird, ob sie dieses Dauertief bei vorgezogenen Wahlen für weitere Jahre betonieren will. Die Einzige, die sich zurücklehnen kann, ist Merkel. Wird sie vorzeitig abgelöst, ist sie jedenfalls nicht mehr die Hauptschuldige an einem absehbar ebenfalls miesen Wahlergebnis der Union.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.