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Geschichten für die Arbeiterklasse
Filmemacher aus Chicago gründen linken Streamingdienst / Means TV will 500.000 Dollar für erstes Betriebsjahr sammeln
Wer die Medien kontrolliert, kontrolliert den Geist«, sagte Jim Morrison, Sänger der Rockband The Doors einmal. Die Gründer von Means TV sclheinen sich diese Idee zu Herzen genommen zu haben. Ein Netflix für die Arbeiterklasse, das wollen die beiden Filmemacher aus Detroit, Naomi Burton und Nick Hayes, mit ihrer neu gegründeten Plattform erreichen.
Die linken Filmemacher waren bisher bekannt für den Wahlkampfspot der linken US-Demokratin Alexandra Ocasio-Cortez. Nun starten sie ein neues Projekt: einen Streamingdienst wie Netflix, aber einen mit sozialistischer Struktur und ebensolchem Inhalt. »Means TV« ist eine Anspielung auf den marxistischen Begriff der »Produktionsmittel« (englisch: means of production) und soll eine »antikapitalistische On-Demand-Plattform für digitales Streaming« sein, eine Arbeiterkooperative, in der Vollzeitangestellte mit gleichem Stimmrecht am Unternehmen und seinem Gewinn beteiligt sind.
Burton und Hayes wollen Geschichten aus der und für die Arbeiterklasse zeigen, solche, die im konventionellen Fernsehen keinen Platz finden oder deren Besitzer davon profitieren, dass sie nicht einer größeren Öffentlichkeit bekannt werden.
Statt sich auf »Millionen von Dollar an Schulden oder den Cashflow von internationalen Multimedia-Konglomeraten« zu stützen, soll Means TV durch Abonnements und Spenden finanziert werden. Für den uneingeschränkten Zugriff auf alle Inhalte von Means TV sollen die Abonnenten wie bei Netflix monatlich zehn US-Dollar zahlen. Die neue Plattform soll »keine Werbung, keine Produktplatzierungen« haben. Laut den Machern von Means TV stehen mehrere professionelle Produzenten, die einige Themen bei den großen Fernsehsendern nicht produzieren können, bereit, um diese für den linken Streamingdienst zu produzieren.
Für die Abonnenten soll es ganz zwanglos »keinen Vertrag, keine Stornierungsgebühren, keine Verpflichtung« geben. Seit Ende März sammelt Means TV nun Geld für den Start des Projekts. Das Motto der Spendenkampagne: »Brot und Rosen«, eine Anspielung auf den bekannten Slogan aus der Suffragetten- und Arbeiterbewegung aus Chicago. Means TV will 500 000 US-Dollar sammeln, um das erste Dienstjahr zu finanzieren. Bis Montagmittag gingen 22 000 US-Dollar Spenden ein.
Means TV soll genau das bieten, was man typischerweise von einem Streamingdienst erwartet: Familienkomödien, Late-Night-Talkshow, Langdokumentationen, aber auch Berichterstattung von Streiks. Das linke Netflix will »die Realität des Lebens im Kapitalismus«, Kampagnen zur gewerkschaftlichen Organisierung oder auch einfach »Streiche« gegen Kapitalisten zeigen. Natürlich ist der Einfluss und Erfolg des Dienstes von seiner Reichweite im Internet abhängig, deswegen will die Plattform einige Inhalte auch auf YouTube veröffentlichen.
Zu Beginn des Projektes gab es dafür Starthilfe und Solidarität aus den Tiefen des Internets. Die Macher des »Nyan Cat«-Videos überließen Means TV ihren Account. 2011 war das Video in 8-Bit-Animation und mit einem albernen Elektropopsong hochgeladen worden und in den folgenden Jahren zur Internetsensation geworden. Weil das Video im Laufe der Jahre über 165 Millionen Mal angeschaut wurde und einige Nutzer den Kanal auch abonnierten, kann Means TV nun mit 128 000 YouTube-Abonnenten starten. Die meisten Videos werden auf Englisch sein, doch der linke Streamingdienst will – wenn möglich – auch Untertitel anbieten.
Inzwischen haben die Macher der neuen Plattform auch die ersten Videoschnipsel hochgeladen. Darunter ein Animationsvideo mit Punkrocksound, in dem Arbeiter einen Wolkenkratzer stürmen, und eine Aufnahme einer bitterbös-ironischen Comedy-Show in Chicago über Ungleichheit und Rassismus in den USA. Doch die haben noch keine Millionen Views.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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