- Politik
- 1. Mai in Essen
»Türsteher« für die AfD
Rechtsaußenpolitiker Reil pöbelt in Essen gegen die Gewerkschaften / Linke entern DGB-Demospitze
Guido Reil, 26 Jahre lang SPD-Mitglied und seit einigen Jahren in der AfD aktiv, hatte mit seiner Ankündigung, sich mit einem prominenten Gast an der DGB-Demonstration in seiner Heimatstadt Essen zu beteiligen, für Aufsehen gesorgt. Reil steht für die Europawahl auf Listenplatz 2, direkt hinter AfD-Parteichef Jörg Meuthen, und hat in der Vergangenheit mit seinem selbst gewählten Image als rechter »Arbeiterführer« für zahlreiche Kontroversen gesorgt.
In den vergangenen beiden Jahren hatte er schon an der Mai-Demonstration des DGB teilgenommen. 2018 endete seine Teilnahme in Polizeigewahrsam, nachdem bei einem Sicherheitsmann, der Reil begleitete, Pfefferspray gefunden wurde und der AfD-Politiker einem Platzverweis nicht nachgekommen war.
In diesem Jahr lag der Verdacht nahe, dass Reil zusammen mit Meuthen auftauchen könnte, beide hatten am Vorabend bei einer Veranstaltung in der Gaststätte »Schwarze Lene« im noblen Essener Süden gesprochen. Reil pöbelte in seiner Rede gegen die Gewerkschaften, die sich angeblich nicht gegen den Kohleausstieg gestellt hätten und sich zu sehr um gesellschaftliche Fragen kümmerten. Auch die rassistische Karte spielte er aus, als er von seinen Eindrücken im migrantisch geprägten Brüsseler Viertel Molenbeek sprach. Meuthen wurde als »Führer« angekündigt, was zustimmenden Jubel unter den AfD-Anhängern auslöste.
Gegen den »Tanz in den Mai« der AfD protestierten 40 Antifaschisten des Essener Ablegers von »Aufstehen gegen Rassismus«. Im Nachgang kritisierten sie, dass die Polizei als »Türsteher« für die Rechten fungiert habe. Mit von der Partei ausgegebenen Namenslisten kontrollierten Beamte den Zugang zu der Gaststätte.
Eine Gruppe von Linksradikalen legte ihren Fokus bei der Mai-Demonstration des DGB auf die Kritik am sozialpartnerschaftlichen Kurs des Gewerkschaftsbundes und die mangelnde Kritik an der EU im diesjährigen Aufruf zu der Demo. Die EU sei ein »supranationales kapitalistisches Staatenbündnis, dessen Mitgliedsländer mit den USA, China und Russland um Weltmarkt und Weltmacht konkurrieren«, hieß es auf einem Flugblatt. Zweimal enterten die Linksradikalen die Spitze des Demozugs, zogen sich aber nach Aufforderung von Ordnern wieder zurück. Guido Reil nahm nicht an der Veranstaltung teil.
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