»Kunst entsteht nicht innerhalb nationaler Grenzen«

Tausende Menschen zu bundesweiten Protesten des Bündnis »Die Vielen« am Sonntag erwartet

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Mehrere Kultureinrichtungen und Künstler wollen am Sonntag für eine offene Gesellschaft demonstrieren. Das Bündnis »Die Vielen« hat in mehreren Städten zu Demonstrationen aufgerufen. Dazu gehören zum Beispiel Berlin, München, Hamburg, Frankfurt/Main und Wien, wie eine Sprecherin des Vereins sagte.

»Kunst entsteht nicht innerhalb nationaler Grenzen«, heißt es im Aufruf für Berlin. Kunstfreiheit, Asylrecht und Freizügigkeit seien unteilbar miteinander verbunden. Einschränkungen oder Bedrohung der Kunstfreiheit seien in Europa außer- und innerhalb der Europäischen Union »bittere Realität«.

Nach Angaben der Polizei sind in Berlin rund 3000 Teilnehmer angemeldet. Die Demonstration »Unite & Shine« soll mittags mit goldenen Rettungsdecken vom Theater Volksbühne zur Siegessäule ziehen.

Parallel rufen auch andere Organisationen wie Campact und die Naturfreunde zu Protesten gegen Nationalismus auf. In Berlin wurden dazu bei der Polizei rund 50.000 Teilnehmer angemeldet. Wie viele es tatsächlich werden, zeigt sich am Sonntag. Hintergrund ist die Europawahl: Am 26. Mai wird ein neues EU-Parlament gewählt.

Im November hatten sich mehrere Kulturinstitutionen zu einem Bündnis gegen Rechts zusammengeschlossen. In Berlin und anderen Städten hatten die Initiatoren Erklärungen »der Vielen« vorgestellt, in denen sie sich zum Engagement gegen Nationalismus und Intoleranz und für die Freiheit der Kunst verpflichteten.

Bisher hätten rund 1800 Institutionen und Unterstützer in Deutschland und knapp 240 in Österreich unterzeichnet, sagte eine Sprecherin des Vereins. In Berlin gehören dazu etwa das Deutsche Theater, die Volksbühne, die Staatsoper, die Akademie der Künste und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die die Museumsinsel verantwortet.

Zur Demonstration in Berlin sind zum Beispiel Redebeiträge des Schriftstellers Ingo Schulze, des Warschauer Theaterintendanten Pawel Lysak und des Künstlers Wolfgang Tillmans angekündigt, der für seine Fotografien den britischen Turner Prize gewonnen hat.

»Gemeinsam demonstrieren wir für die Kunstfreiheit, eine offene Gesellschaft und ihre demokratische Gestaltung in Respekt, Vielfalt und Toleranz«, hieß es im Berliner Aufruf, den mehreren Häuser verschickten. Künstler, Intellektuelle, Andersdenkende würden »durch eine rechtsextreme Politik« immer weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt, schreiben die Organisatoren. dpa/nd

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