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»Wir ändern nicht unsere DNA«
Alba Berlins Sportdirektor will trotz des verlorenen Meisterschaftsfinales am sehr jungen Basketballteam festhalten
Am Ende steht es 0:3. Alba Berlin ist wieder im Finale an den Bayern gescheitert. Dabei hat ihr Team in jeder Partie mit mindestens zehn Punkten geführt. Was lief schief?
Ja, es steht 0:3, aber wir hätten auch 3:0 gewinnen können. Wir waren immer dran, lagen immer mal vorn. Aber die Bayern sind unglaublich erfahren. Sie haben über die ganze Saison in vielen Spielen zurückgelegen und sie am Ende noch gedreht. Das ist schon eine große Qualität. Es lag aber auch an kleinen Dingen. Ein paar vergebene Freiwürfe zu viel, ein paar Schiedsrichterentscheidungen gegen uns, ein paar schwierige Würfe, die München am Ende trifft, wir aber nicht. Es lief oft ungünstig für uns.
Wie holt man diesen Rückstand auf, um Titel zu gewinnen? Verpflichten Sie jetzt erfahrenere Leute?
Nein, wir werden uns anpassen, aber wir nicht unsere DNA ändern. Wir sind jung und spielen schnell, mit vielen Pässen und vielen Punkten. Das ist gut für den deutschen Basketball und die Fans. Auch am Sonntag standen viele junge Spielern für Alba auf dem Parkett. Unser Team ist im Schnitt nicht mal 24 Jahre alt, und das finden wir gut. Vielleicht fehlt uns etwas in manchen Momenten, aber die Jungs lernen ständig dazu. Wir waren dieses Mal schon viel näher dran als in manch anderen verlorenen Finalserien der letzten Jahre. Jede Niederlage schmerzt, aber sie macht einen nur erfahrener. Nicht nur die jungen Spieler, auch die älteren im Team. Daher freue ich mich sehr auf die nächste Saison. Der Plan war immer, ein Team aufzubauen, das lange zusammenbleibt, viel Erfahrung sammelt und irgendwann wieder Titel sammeln kann. Wir sind auf einem sehr guten Weg dahin.
Vor den Playoffs sagten sie: »Wenn wir die Euroleague erreichen, werden alle Spieler bei uns bleiben wollen.« Den höchsten europäischen Klubwettbewerb haben sie mit Platz zwei nun erreicht. Sind Sie immer noch so sicher, dass das Team zusammenbleibt?
Ich glaube, ich sagte, unsere Chancen stünden dann sehr gut, alle zu halten. Und diese Zuversicht habe ich immer noch. Wir können ihnen jetzt das höchste sportliche Niveau bieten, außer jemand schafft es in die NBA, und so weit ist noch keiner unserer Spieler. Wir bieten sicher nicht die höchstdotierten Verträge, aber sportlich gesehen, sind wir ganz oben angekommen.
Ist das besonders wichtig bei Franz Wagner? Er ist mit 17 Jahren vielleicht das größte Talent derzeit in Deutschland, spielte auch in den entscheidenden Phasen der dritten Finalpartie. Doch er muss sich nun entscheiden: Profivertrag bei Alba oder College in den USA wie vor Jahren sein Bruder Moritz, der es danach in die NBA schaffte.
Ja die Entscheidung wird schwer für ihn. Es wird da nicht nur um Basketball gehen, sondern auch, wo er denkt, die meiste Lebenserfahrung sammeln zu können. Ich würde ihn sehr gern bei Alba halten, denn wir können ihn zum besten Spieler weiterentwickeln, der er werden kann. Und er kann richtig gut werden. Ich merke, dass er das auch weiß. Das macht mir Mut.
In der Euroleague, so heißt es, bräuchte Alba einen noch breiteren Kader. Warum?
Nun, zunächst gibt es einen kleinen Unterschied zur Bundesliga, wo wir maximal sechs ausländische Spieler einsetzen dürfen. Diese Begrenzung gibt es in der Euroleague nicht. Das heißt aber nicht, dass wir jetzt auf große Shoppingtour im Ausland gehen. Wir werden sicher mehr als 80 Spiele nächste Saison bestreiten müssen. Also brauchen wir einen breiten Kader, aber den haben wir eigentlich schon. Wir haben an unsere jungen Talente geglaubt und sie seit zwei Jahren in unsere Mannschaft integriert. Das wird uns jetzt helfen.
In der Euroleague kann man auch mehr Geld einnehmen. Wie hoch steigt Ihr Budget in der kommenden Saison?
Das läuft leider nicht so wie in der Champions League der Fußballer, wo man allein für die Teilnahme schon Millionen bekommt. Das große Geld, etwa durch Fernsehverträge verdienen nur die acht Lizenzklubs, die ein ständiges Spielrecht in der Euroleague haben. Das bekommen also nicht mal die Bayern, die jetzt zwar fest gesetzt sind, allerdings nur per Wildcard. Du kannst aber auch so etwas mehr verdienen, wenn du es schaffst, mehr Geld über den Verkauf von Tickets, Shirts und anderen Dingen zu generieren. Unser Budget wird etwas steigen, denn wir sind so ehrgeizig, dass wir uns genau das vornehmen.
Ihr Führungsspieler Luke Sikma hat seinen Vertrag bereits um vier Jahre verlängert? Ist das ist ein Signal an seine Teamkollegen, ebenfalls lange in Berlin zu bleiben?
Das hoffe ich zumindest. In jedem Fall ist es ein sehr gutes Zeichen, dass ein Spieler seines Formats an uns glaubt und sich über einen so ungewöhnlich langen Zeitraum verpflichtet.
Sie haben am Tag nach dem verlorenen letzten Finalspiel bereits mit einigen Spielern Gespräche geführt. Sagte schon irgendjemand: »Mir reicht es, ständig Zweiter zu werden. Ich wechsele zu einem Team, das Titel holt«?
Nein, ganz im Gegenteil. Jeder sagt: »Ja, das tut gerade sehr weh, aber wir hatten ein fantastisches Jahr.« Wir standen in jedem Finale, und leider kann immer nur ein Team am Ende gewinnen. Klar wollen auch unsere Spieler Titel holen, aber sie merken auch, dass wir etwas Großes geschaffen haben.
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