Wo finden Patienten die richtige Hilfe?

Fragen & Antworten zur vernetzten Notfallmedizin

  • Lesedauer: 3 Min.

In der Praxis zeigt sich immer wieder, dass bei der Frage nach der richtigen Adresse für medizinische Notfälle in der Nacht oder am Wochenende bei den Patienten häufig Verwirrung herrscht. Stechende Schmerzen im Rücken und das am Samstagabend wo gibt es die richtige Hilfe? Viele entscheiden sich in einem solchen Fall hektisch für die überfüllte Notaufnahme und gegen den Bereitschaftsarzt. Ärzte und Pfleger im Krankenhaus sind vielerorts überlastet.

Welche Folgen hat das Verhalten der Patienten?

Immerhin rund 80 Prozent der Fälle in der Notaufnahme werden als »grün« eingestuft. Das bedeutet laut Jürgen Zastrow von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein: Das Eingreifen des Arztes »hat Zeit«. Es ist also gar kein Notfall. Doch Alternativen zur überfüllten Ambulanz werden oft nicht wahrgenommen.

Was sollte man tun, wenn man sich zum Beispiel am Wochenende nicht wohlfühlt?

Prinzipiell gibt es für medizinische Notfälle außerhalb der Sprechzeiten zwei Möglichkeiten: Krankenhäuser haben Notaufnahmen, Hausärzte betreiben Notdienstpraxen. Wenn der Patient am Wochenende oder in der Nacht Beschwerden hat, mit denen er normalerweise zum Hausarzt gehen würde, ist der Bereitschaftsarzt die richtige Adresse. In Zukunft sollen Patienten möglichst schon am Telefon richtig gelotst werden. In Köln können sich die Arztrufzentrale (116 117) und die Rettungsleitstelle (112) bereits gegenseitig Anrufe durchstellen.

Was sind Notdienstpraxen?

Die Vereinigungen der Kassenärzte sind gesetzlich dazu verpflichtet, für eine ambulante Versorgung der Patienten in ihrer Region zu sorgen - auch außerhalb der Sprechzeiten. Die Notdienstpraxen werden von Region zu Region unterschiedlich organisiert, vielerorts gibt es kleinere und weniger frequentierte Einrichtungen. Köln zum Beispiel hatte Ende 2018 zehn solcher Praxen. Bis Ende 2019 soll sich die Zahl auf fünf verringern. Stattdessen wurde eine zentrale Notdienstpraxis in der Uniklinik eingerichtet.

Gibt es noch Alternativen?

Die Notfallmedizin wird zunehmend vernetzt. Laut dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales von Nordrhein-Westfalen gibt es einen breiten Konsens, bis Ende 2022 den ambulanten Notdienst landesweit an Krankenhäusern einzurichten. Durch die »Tür-an-Tür-Anbindung« von Klinik und Bereitschaftsarzt werde das Krankenhauspersonal von Bagatellfällen entlastet, hofft Christoph Schneider, Sprecher der KV Nordrhein. Aktuell sind nach Angaben der KV Westfalen-Lippe und Nordrhein bereits über 90 Prozent der Notdienstpraxen im Umfeld von Kliniken angesiedelt. In sogenannten Portalpraxen haben Ambulanz und Notdienstpraxis sogar einen gemeinsamem Tresen im Krankenhaus. Von dort wird der Patient weitergeleitet. In der Region Westfalen-Lippe gibt es bereits 15 solcher Portalpraxen, zum Beispiel in Münster.

Aber es gibt vielfach auch Kritik an den Notdienstpraxen.

Ja, wegen der oftmals längeren Wege für die Patienten. So brauchen Kranke beispielsweise aus der an Köln grenzenden Stadt Frechen mit der Bahn über eine halbe Stunde, um die neue Praxis in der Uniklinik zu erreichen und Hilfe zu bekommen. Das ist anderswo so ähnlich. dpa/nd

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