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Erinnern an Halim Dener
Hannover: Gedenkdemo für vor 25 Jahren von Polizisten getöteten Kurden geplant
»Gefoltert, geflüchtet, erschossen« lautet das Motto einer Demonstration, zu der für den kommenden Samstag ein linkes Bündnis in Hannover aufruft (14 Uhr vor dem Hauptbahnhof). Es will an den Kurden Halim Dener erinnern, der vor 25 Jahren von Polizisten erschossen wurde.
Dener war 1994 vor der Verfolgung durch das türkische Militär, das damals bereits viele kurdische Dörfer zerstörte, nach Deutschland geflohen. Hier engagierte er sich in der kurdischen Solidaritätsbewegung. Am 30. Juni 1994 war der 16-Jährige in Hannover von Zivilpolizisten beim Kleben von Plakaten gestellt worden, auf denen das Symbol der ERNK zu sehen war, der »Nationalen Befreiungsfront Kurdistans«, die als Nebenorganisation der in Deutschland verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK galt und 1993 ebenfalls verboten wurde. Bei der Festnahme wurde Dener aus kürzester Entfernung in den Rücken geschossen und starb kurz darauf.
Obwohl das Opfer unbewaffnet gewesen war und keinen Widerstand geleistet hatte, wurde der Schütze später freigesprochen. Seit mehreren Jahren erinnert ein linkes Bündnis in Hannover an Dener. Zum 25. Jahrestag seines Todes rechnet die »Kampagne Halim Dener« mit mehr Teilnehmer*innen als gewöhnlich.
So wird aus Bielefeld eine größere Gruppe anreisen. Dort sorgt ein Graffito, das kurz nach Deners Tod auf den Rollladen eines linken Infoladens gemalt wurde, erneut für Auseinandersetzungen. Es zeigt ein Porträt von Dener, darüber der historisch nicht ganz korrekte Spruch »Ich hoffe, dass ich nie von Bullen beim Sprühen erschossen werde« sowie die Zeile »Ermordet von Bullen«. Jahrelang hatte sich niemand an der Darstellung gestört, zumal sie nur zu sehen ist, wenn der Infoladen des Bielefelder Arbeiterjugendzentrums (AJZ) geschlossen ist.
Doch im vergangenen Jahr forderte die Polizei plötzlich die Entfernung des Bildes. Stein des Anstoßes ist das darin enthaltene ERNK-Symbol. Dabei handele es sich um das Symbol einer verbotenen Organisation. Die Hausversammlung des AJZ hat die Entfernung des Bildes jedoch abgelehnt. In einer Erklärung kritisierte das Kollektiv Anfang Juni, die deutsche Politik unterstütze die Repression gegen Kurd*innen in der Türkei und verfolge sie weiter, wenn sie sich in Deutschland politisch betätigten. Mittlerweile hat der AJZ-Vorstand wegen der Weigerung, das Graffito zu entfernen, von Bielefelds Oberstaatsanwalt Udo Vennewald einen Strafbefehl in Höhe von 3.000 Euro erhalten. Das AJZ hat dagegen Widerspruch eingelegt. »Außerdem wollen wir bei der Denkmalschutzbehörde die Aufnahme des Graffito in die Liste der Kunstdenkmäler der Stadt beantragen«, sagte ein AJZ-Aktivist dem »nd«. Tatsächlich stehen in anderen Städten »historische« Graffiti inzwischen unter Denkmalschutz.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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