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Mein Freund, der Feind
Philip Malzahn über die Absurdität der Friedensverhandlungen zwischen den USA und den Taliban
Noch vor den afghanischen Präsidentschaftswahlen im September wollen sich die USA mit den Taliban auf einen vollständigen Rückzug der Streitkräfte einigen. Die Gespräche in Katar finden ohne offizielle Vertreter der afghanischen Regierung statt - jener Regierung, die die USA seit 18 Jahren verzweifelt vor dem Untergang zu bewahren versuchen, nachdem man 2001 die Taliban stürzte und eine Demokratie einführte. Denn zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban herrscht tiefes Misstrauen; letztere weigern sich, mit der Marionettenregierung der USA zu sprechen. Doch die aktuellen Gespräche offenbaren mal wieder: Wem beide afghanische Seiten nicht trauen sollten, das sind die USA. Denn niemand lässt so schnell aus einem Freund einen Feind werden wie sie.
Der Beweis: Die USA haben kurz vor Verhandlungsbeginn einen alten Bekannten aus dem Hut gezaubert - Abdul Ghani Baradar, Gründungsmitglied der Taliban und lange die Nummer eins. Seine Auferstehung ist bezeichnend. Baradar wurde einst von den USA unterstützt, als er noch gegen die Sowjetarmee kämpfte. Als die USA 2001 selbst einmarschierten, fiel er in Ungnade und musste fliehen. 2010 wurde er schließlich in Pakistan verhaftet und verbrachte dort acht Jahre im Gefängnis. Nun hat ihn die US-Regierung befreit, um ihn für die Taliban an den Verhandlungstisch zu setzen. Verhandeln lässt sich ja ohnehin besser, wenn das Gegenüber einem die Freiheit schuldet.
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