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Wurde aber auch Zeit
Gerhard Schick über den geplanten Umbau bei der Deutschen Bank
2010, 2012, 2015, 2017: In schöner Regelmäßigkeit hat die Deutsche Bank in den letzten zehn Jahren neue Strategien verkündet. Verbessert hat sich dadurch nicht viel. 2019 ist anders, auch wenn es nicht der ganz große Wurf ist. Über zehn Jahre lang hat die Deutsche Bank eine wirkliche Reaktion auf die Finanzkrise gescheut. Die Investmentbanker hatten zwar milliardenschwere Strafzahlungen in ihrem Bereich zu verantworten, führten aber weiter das große Wort. Noch immer gehört das Institut zu den Top 4 der systemrelevantesten Banken der Welt. Trotz Kapitalerhöhungen ist das Eigenkapital im Verhältnis zur billionenschweren Bilanzsumme viel zu gering. Die Risiken in den Büchern der Deutschen Bank sind nach wie vor enorm: Das Derivatebuch soll immer noch rund dem 14-fachen des Bruttoinlandsproduktes Deutschlands entsprechen. Gemeinsam mit anderen Instituten wurde erfolgreich verhindert, dass strenge Bankenregeln das Institut zu einer Strategieänderung zwingen. Doch immer deutlicher wurde, dass diese Verdrängungsstrategie nicht aufging: An den Aktienmärkten fiel der Kurs immer weiter. Selbst in konjunkturell guten Jahren hat die Bank Verluste eingefahren. Was Kritiker seit Jahren sagen, ließ sich nun nicht mehr ignorieren: So kann es nicht weitergehen.
Mit dem neuen Ansatz soll das Bankgeschäft für Unternehmen und Privatkunden in den Mittelpunkt rücken. Das bisher viel zu große Investmentbanking soll dagegen deutlich schrumpfen. Jeder fünfte Arbeitsplatz soll bei der Bank wegfallen, 18 000 Menschen verlieren ihren Job. Dass diese Maßnahme von den Gewerkschaften offenbar abgesegnet werden wird, um zumindest den Rest der Bank zu stabilisieren, zeigt die schwierige Lage. Zudem wurden drei Vorstände ihres Amtes enthoben. Für die Neuausrichtungen werden für die kommenden Jahre 7,4 Milliarden Euro als Kosten angesetzt, das entspricht mehr als der Hälfte des aktuellen Unternehmenswerts.
Stand über Monate eine Vergrößerung der Deutschen Bank durch eine Fusion mit der Commerzbank im Fokus der Debatte, ist die vorgesehene Verkleinerung eine erfreuliche Entwicklung. Durch die Reduktion riskanter Geschäfte sinkt auch die Gefahr, dass die Bank vom Steuerzahler gerettet werden muss. Man darf aber nicht vergessen, dass trotz der Eingriffe das Investmentbanking sehr groß bleibt und einen wichtigen Anteil an der Bilanz der Bank einnimmt. Das ist vor dem Hintergrund für uns Bürgerinnen und Bürger gefährlich, dass die Kapitalquoten der Bank, und damit die Haftungssumme durch die Eigentümer, in den kommenden Jahren aufgrund der Umbaukosten eher sinken werden.
Die gesetzten Ziele sind teils sehr ambitioniert. Die Bank will die Erträge steigern und gleichzeitig Geschäftsbereiche zusammenschrumpfen und dadurch massiv Kosten sparen. Da besteht eine große Gefahr, dass das nicht gelingt. Zudem wäre es aus meiner Sicht für einen konsequenten Schnitt unabdingbar gewesen, dass der Aufsichtsratsvorsitzende Achleitner die Bank verlässt. Schließlich hat er die schlechte Entwicklung der Bank und die verschiedenen erfolglosen »neuen Strategien« der letzten Jahre maßgeblich geprägt. Auch hier ist wie bei den millionenschweren Abfindungen für erfolglose Vorstände die Anfrage angebracht: Wer übernimmt hier eigentlich Verantwortung für sein Missmanagement? Wie so oft bei den Banken, ist das offensichtlich niemand.
Zu guter Letzt ist zu sagen, dass das alles einen gewissen Fortschritt bedeutet. Aber eigentlich bräuchte es spätestens mittelfristig eine komplett neue Unternehmenskultur . Nötig wären etwa soziale und ökologische Standards bei der Kreditvergabe, mehr Transparenz und eine konsequentere Bekämpfung von Geldwäsche und Finanzkriminalität.
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