Am Problem vorbei gefördert

Stefan Otto über unliebsame Effekte des Baukindergelds

Die erste Auswertung des Innenministeriums über das Baukindergeld überrascht. Demnach profitieren weitaus mehr Familien mit einem vergleichsweise geringen Einkommen von der Förderung des Bundes. 60 Prozent der Beziehenden haben ein Jahreseinkommen von maximal 40 000 Euro. Bislang hieß es oft, dass das Baukindergeld Klientelpolitik sei und die Große Koalition damit gezielt die Mittelschicht fördere, in der Regierungsparteien viel Zuspruch erfahren. Ist nun dieser Vorwurf durch die Zahlen aus dem Innenministerium entkräftet?

Nicht unbedingt. Das Baukindergeld, für das in drei Jahren knapp zehn Milliarden Euro fließen, ist noch immer kein geschicktes Mittel gegen Wohnungsnot. Denn weiterhin darf bezweifelt werden, dass diese Förderung Eltern entscheidend dazu zu bewegt, in Eigentum zu investieren. Nur dann wäre sie kein Mitnahmeeffekt und hätte eine Berechtigung.
Ohnehin treibt das Baukindergeld auf dem Immobilienmarkt seltsame Blüten. Viele Familien rufen es nämlich ab, wenn sie Häuser kaufen und nicht neu bauen. Das trägt nicht zur Entspannung des vielerorts überhitzten Marktes bei. Zumal Verkäufer das Baukindergeld häufig auf den Verkaufspreis draufschlagen. Hohe Mieten in Ballungsgebieten werden so ganz gewiss nicht bekämpft.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.