Die eigene Geschichte erzählen

Monica Lewinsky spricht sich öffentlich gegen Slutshaming aus und wird Co-Produzentin einer Serie über ihre Affäre mit Bill Clinton.

  • Lou Zucker
  • Lesedauer: 2 Min.

Monica Lewinsky wird als Co-Produzentin der US-amerikanischen Serie »Impeachment: American Crime Story« ihre eigene Geschichte erzählen. Aus ihrer Perspektive. Die Geschichte, wie sie 1998 als 22-jährige Praktikantin in eine Affäre mit dem damaligen US-Präsidenten Bill Clinton verwickelt war. Der Skandal kostete Clinton fast das Amt - aber eben nur fast. Auch seine Würde als Mensch und Ex-Präsident durfte er behalten. Lewinsky hingegen verlor ihre Würde, wie sie 2015 in einer Rede auf der Online-Plattform TED sagte: »Die öffentliche Erdniedrigung war qualvoll. Das Leben war fast unerträglich«. Die aufkeimenden Online-Nachrichten stürzten sich gnadenlos auf die junge Frau und machten ihr intimstes Privatleben einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.

Wenn es um nicht gesellschaftskonformen Sex geht, sind es vor allem Frauen, die die Konsequenzen und die Scham ausbaden müssen - angefangen bei Adam und Eva. Das Machtgefälle, das in den meisten heterosexuellen Beziehungen eine Rolle spielt - vor allem, wenn es sich um einen 49-jährigen Präsidenten und eine 22-jährigen Praktikantin handelt - wird dabei ausgeblendet. Dazu kommt die Frage der Deutungshoheit: »Leute haben jahrzehntelang meinen Teil der Geschichte erzählt und ihn für sich vereinnahmt«, schreibt Lewinsky der »Vanity Fair«.

Damit soll nun Schluss sein. Seit einigen Jahren hat die Psychologin begonnen, sich gegen öffentliche Demütigungen und Slutshaming auszusprechen, die im Zeitalter von Social Media zugenommen hätten. Veranlasst hatte sie dazu der Suizid eines 18-Jährigen, von dem Sexvideos im Internet veröffentlicht worden waren. »Dies ist kein Problem, das mich alleine betrifft«, sagt Lewinsky der »Vanity Fair« über ihre Entscheidung, an der Serie mitzuwirken. »Mächtige Leute, oft Männer, nutzen ihre Untergebenen ständig aus, auf alle möglichen Weisen.« Gelegentlich macht sie auch mal einen Blow-Job-Witz auf Twitter, wie kürzlich über Vizepräsident Mike Pence, der geraten hatte, »mehr Zeit auf den Knien« (a.k.a. mit beten) zu verbringen - auch Selbstironie ist eine Form, die eigene Geschichte zu bestimmen.

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