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Sommer, Sonne, Widerstand: Proteste bei Salvinis Strandtour
Italiens rechtsnationalistischer Innenminister wird auf seiner Wahlkampftour durch den Süden von hunderten Demonstrierenden empfangen.
Auf seiner Tour durch Süditalien ist Innenminister Matteo Salvini in mehreren Städten mit Protest empfangen worden. Am Samstagmorgen sangen Demonstrierende bei Salvinis Ankunft am Strand von Policoro lautstark das antifaschistische Partisanenlied »Bella Ciao«, wie italienische Medien berichteten. Einige hatten ein Transparent mit der Aufschrift »Salvini Beach Party, Eintritt fünf Rubel« aufgespannt, in ironischer Anspielung auf Salvinis Spendenaffäre mit Russland. Die Polizei zwang die Demonstrierenden, ihre Transparente herunter zu nehmen. Eine Demonstrantin schüttete sogar Eiswasser aus ihrer Trinkflasche über den Chef der rechtsnationalistischen Lega-Partei.
Am Abend wurde in der kalabrischen Stadt Soverato eine Rede Salvinis von Pfiffen und einem lauten »Salvini, verpiss dich!«-Sprechchor gestört, wie ein Video der italienischen Fernsehagentur »Vista« zeigt. Die Polizei schritt ein.
Salvini befindet sich auf einer sogenannten »Estate Italiana Tour« (Italienischer-Sommer-Tour), zu Stränden und Ferienorten, insbesondere in Süditalien. Nachdem er sich am Freitag für ein Misstrauensvotum gegen den parteilosen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte ausgesprochen hat und Neuwahlen anstrebt, ist Salvinis Strandtour als Wahlkampf zu verstehen. Der Titel spielt auf einen Hit von Gianna Nannini und Edoardo Bennato zur Fußballweltmeisterschaft 1990 an.
Auch auf Sizilien, wo der Vizepräsident am Sonntag Station machte, wurde protestiert. In Catania, auf der Piazza Duomo vor dem Rathaus versammelten sich bei Salvinis Ankunft Hunderte Demonstrierende, teils für, teils gegen ihn. Die Pro-Lega-Demonstrierenden trugen Banner mit der Aufschrift »Catania Identitär«. Es kam zu kurzen Zusammenstößen zwischen den Gruppen, die Polizei schritt ein. Beim Verlassen des Rathauses, wo sich der Innenminister mit Stadtrat Salvo Pogliese getroffen hatte, wurde er von der Menge als »Clown« und als »Verräter« beschimpft, von Sprechchören aufgefordert, Catania zu verlassen und sein Auto wurde mit Plastikflaschen beworfen.
Ähnliche Szenen ereigneten sich auch wenig später in Siracusa. Auch dort versammelten sich Hunderte Sympatisant*innen und Gegendemonstrant*innen. Salvinis Kundgebung auf der Bühne verzögerte sich um eine halbe Stunde wegen lauten Pfiffen und Rufen. In Siracusa wurden außerdem Banner in Solidarität mit Geflüchteten von den Balkonen gehängt, Demonstrierende trugen Schilder, auf denen sie offene Grenzen forderten und »Zuerst die Menschen« schrieben. Damit reagierten sie auf einen der Lega-Slogans »Zuerst die Italiener«.
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