Deutschland, das Opfer

Stephan Kaufmann über die drohende Rezession

Die deutsche Wirtschaftsleistung wächst nicht mehr, und laut Expertenmeinung stehen die Schuldigen dafür fest: der US-Präsident und der britische Premierminister. Mit Handelskrieg und Brexit, so die Erklärung, »verunsichern« Donald Trump und Boris Johnson die Investoren, die daraufhin nicht mehr investieren, was die exportabhängige Industrienation Deutschland in die »Trump-Johnson-Rezession« treibt.

Diese moralische Geschichte transportiert einige erbauliche Botschaften: Erstens hängt die Welt offensichtlich ab von der guten Stimmung von Investoren, die man bei Laune halten muss, weil diese Laune über Krise oder Aufschwung entscheidet. Zweitens entstehen Krisen im Kapitalismus nicht durch die Konkurrenz um Marktanteile und Gewinn, sondern durch dumme Politiker, die die naturwüchsige Stabilität der Märkte stören. Drittens ist Deutschland ein unschuldiges Opfer der Lage, da es nun mal »exportabhängig« ist.

Insbesondere der dritte Punkt ist eine bemerkenswerte Umdeutung der Tatsache, dass die deutsche Industrie in den letzten Jahren derart erfolgreich ausländische Wettbewerber niederkonkurriert und ausländische Zahlungsfähigkeit an sich gezogen hat, dass sie für ihr weiteres Wachstum vollständig auf diese Märkte angewiesen ist. Ihr Exporterfolg heizte darüber hinaus nicht nur die weltweite Überproduktion an, die nun die Geschäfte verhagelt, sondern trug auch das seine zum Klimawandel bei. Dem begegnen viele Länder mit Abgasvorschriften und Elektrifizierung des Verkehrs, was den deutschen Autobauern und damit der ganzen deutschen Wirtschaft Absatzprobleme bereitet.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.