Wir haben da mal was vorbereitet

Die dominikanischen Basketballer wollen Deutschland bei der WM aus dem Turnier werfen

Nestor Garcia beendet dieses Training wie jedes andere: indem er beginnt, in die Hände zu klatschen. Nach und nach steigen Spieler und Assistenten mit ein, bis 20 Männer in der Mitte des Feldes stehen und aus dem wilden Durcheinander ein schneller Rhythmus wird. Irgendwann ruft Garcia: »Uno - dos«, und bei »tres!« wird’s plötzlich ganz still. Die Einheit ist vorbei. Und den umstehenden Reportern wurde eins vorgeführt: Hier hat jemand sein Team im Griff.

Nestor Garcia ist also der Anführer des dominikanischen Basketballteams an der Seitenlinie. Unter den Spielern selbst übernimmt Gelvis Solano diese Rolle. Mit 25 ist er zwar nicht der Erfahrenste, doch bei der WM in China muss er seine Mannschaft gleich in mehrfacher Hinsicht anleiten. Zum einen, weil das Spielmacher auf dem Feld nun mal so machen. Aber auch, weil es Solano in seiner Karriere schon mal für einen Sommer nach China verschlagen hat. »Damals habe ich die chinesische Küche lieben gelernt«, erinnert sich Solano ans Jahr 2017, als er zunächst im argentinischen Parana, dann in Hunan und nach dem Sommer in Bergamo spielte. »Jetzt zeige ich den Kollegen, was sie hier unbedingt mal probieren sollten.«

Weil der Ausflug nach China nach wenigen Monaten wieder endete, reicht es nicht zu viel mehr als ein paar kulinarischen Tipps. Kein Wort Chinesisch könne er sprechen, gesteht Solano. Muss er auch nicht, Englisch ist die internationale Basketballsprache, und die beherrscht er nach vier Jahren am Merrimack College in den USA fließend.

Auch im dominikanischen Team, das an diesem Dienstag auf Deutschland trifft, muss beim Training immer mal vom Spanischen ins Englische gewechselt werden, denn einige Profis sind in den USA aufgewachsen, spielen zwar nun für die Heimat ihrer Eltern, können aber so gut wie kein Spanisch. Auch dann ist Solano gefragt - als Übersetzer.

Beim Spiel gegen die Deutschen dürfte seine Führungsrolle sogar noch wichtiger werden, denn er wird es im direkten Duell mit Dennis Schröder zu tun bekommen. »Die Deutschen sind alle gut, können alle gut von draußen treffen, aber Schröder ist ihr Motor. Wenn ich ihn verlangsame, mache ich das ganze Team langsamer«, beschrieb Solano die eigene Taktik gegen den besten deutschen Spieler. »Schröder ist schnell und immer im Angriffsmodus. Da darf ich nicht eine Sekunde einschlafen, sonst ist er mir sofort enteilt.« In der Weltrangliste sind die Dominikaner vier Plätze höher angesiedelt als die Deutschen. Im Gegensatz zu Schröder und Co. haben sie ihr erstes WM-Spiel am Sonntag gegen Jordanien auch gewonnen.

Dennoch wird Deutschland von den meisten Experten als Favorit im anstehenden Duell angesehen. Solano kann das zumindest angesichts der körperlichen Nachteile nachvollziehen. »Sie sind ein bisschen größer als wir«, sagt er, schiebt jedoch sofort hinterher: »Wir haben uns da was überlegt, wie wir gegen sie verteidigen. Und in der Defensive wird das Spiel entschieden.« Wie genau wird die Abwehrstrategie aussehen? Das will Solano lieber nicht verraten. Der Reporter könnte es ja dem Bundestrainer verraten.

Ab dem zweiten Spiel, das offenbart sich jedenfalls, wird die Weltmeisterschaft für alle Akteure immer mehr zum Ratespiel. Spieler und Nationaltrainer hatten sich wochenlang auf ihre Auftaktgegner vorbereitet, die Vorbereitung auf die jeweils zweiten Kontrahenten dauerte dagegen nur einen Tag.

Für das Scouting waren bei den Deutschen vor allem die Assistenten zuständig, die gleich nach der Rückkehr ins Teamhotel noch am späten Sonntagabend ihren Bericht an die Spieler weitergaben. »Das Spiel gegen die Dominikanische Republik ist das entscheidende in dieser Gruppe«, sagt Bundestrainer Henrik Rödl. Nach der Auftaktniederlage gegen Frankreich stimmt das umso mehr, denn bei einer weiteren Pleite wäre die Zwischenrunde wohl nicht mehr zu erreichen.

Dem dominikanischen Team bietet sich dagegen die Chance, mit einem Sieg schon in die nächste Runde einzuziehen. Gelingt dies, dürfte Nestor Garcia wieder applaudieren. Nur diesmal etwas enthusiastischer.

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