Vorläufige Einigung in der Flüchtlingspolitik

Innenminister sprechen sich bei EU-Minigipfel auf Malta für Notfallsystem aus, um Geretteten zu helfen

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Innenminister von Deutschland, Frankreich, Italien und Malta haben sich vorläufig auf Regelungen zur Verteilung von Geflüchteten im zentralen Mittelmeer geeinigt. Auch Finnland, das derzeit den Vorsitz der EU-Staaten innehat, und die EU-Kommission waren bei dem Treffen vertreten. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sprach nach der Zusammenkunft in der maltesischen Hauptstadt Valletta am Montagnachmittag von einem »temporären Notfallmechanismus«. Somit könne Italien und Malta geholfen werden, wo viele Schutzsuchende erstmals das Territorium der EU betreten. Er sei mit dem Ergebnis des Treffens »hoch zufrieden«, sagte Seehofer.

Der Minister hatte angekündigt, dass die Bundesrepublik ein Viertel der geretteten Geflüchteten aus Italien aufnehmen könnte. Frankreich könnte ein weiteres Viertel übernehmen. Außerdem haben Kroatien, Finnland, Irland, Litauen, Luxemburg und Portugal ihre Beteiligung zugesagt.

Für eine solche Zusammenarbeit seien »klare Vorgaben für die Verfahren« und »klare Fristen« für die Verteilung der Flüchtlinge erarbeitet worden, teilte Seehofer mit. Allerdings ist damit noch nicht alles geklärt. Über die genaue Höhe der Verteilungsquoten wird noch diskutiert. Endgültig geklärt wird diese Frage bei einem EU-Innenministertreffen am 8. Oktober.

Die Rettungsschiffe aus dem zentralen Mittelmeer sollen künftig in der Regel Italien und Malta ansteuern. Falls beide Staaten überlastet sind, kann Frankreich sich nach Seehofers Worten auf freiwilliger Basis bereit erklären, seine Häfen zu öffnen.

Bislang müssen gerettete Migranten zum Teil wochenlang an Bord ziviler Rettungsschiffe im zentralen Mittelmeer bleiben, weil Italien und Malta den Schiffen die Einfahrt in ihre Häfen verbieten. Staaten aus Mittelosteuropa wehren sich bislang gegen eine Verteilung von Geflüchteten. Auch Italien stritt darüber mit der EU.

Nun scheint sich die italienische Migrationspolitik etwas zu ändern, seit die rechtsradikale Lega nicht mehr an der Regierung beteiligt ist. Am Sonntagabend gab die italienische Seenotrettungsleitstelle die Anweisung, die Geretteten vom privaten Schiff »Ocean Viking« in Messina auf Sizilien an Land zu bringen. Italien ließ 182 Flüchtlinge ins Land.

»Die derzeitige Praxis, bei der einzelne europäische Staaten von Fall zu Fall über die Aufnahme von im Mittelmeer Geretteten verhandeln, bevor diese an Land gehen können, ist unhaltbar und steht in klarem Widerspruch zum Völker- und Seerecht«, kritisierte die Hilfsorganisation SOS Méditerranée. Diese Konventionen besagten, dass eine Rettung erst dann abgeschlossen sei, wenn die Geretteten an einem sicheren Ort an Land gegangen sind. Die am Montag in Malta versammelten Minister hätten »nun die Gelegenheit, ihre Worte in die Tat umzusetzen und zu beschließen, dass aus Seenot gerettete Menschen zügig und sicher an Land gehen können«, mahnte SOS Méditerranée. Mit Agenturen

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.