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Nein sagen ist lebensgefährlich
Lou Zucker über den Frauenmord in Göttingen - und unser Männlichkeitsbild
Männliche Egos zu kränken ist für Frauen lebensgefährlich. Frauenmorde sind ein strukturelles Problem und wir müssen dringend anfangen, es so zu behandeln - auch in Deutschland. In Göttingen übergoss ein Mann vergangenen Donnerstag auf offener Straße eine Bekannte mit Brandbeschleuniger und zündete sie an. Eine Frau, die ihr zur Hilfe kam, stach Frank N. nieder. Er hatte sich laut Ermittler von der Bekanntschaft »mehr erhofft«.
Die Tat ist kein tragischer Einzelfall. In Deutschland werden keine separaten Statistiken zu Frauenmorden geführt, doch laut Bundeskriminalamt versucht jeden Tag ein Partner oder Expartner, eine Frau umzubringen. Im Jahr 2017 wurden laut einer UN-Studie weltweit 50.000 Frauen von Partnern oder Familienangehörigen getötet, die Zahlen steigen. In Ländern wie Mexiko, Argentinien oder Spanien werden Femizide längst als das strukturelle Problem erkannt, das sie sind und entsprechend skandalisiert und bekämpft. In Deutschland bleiben solche Fälle dagegen oft genug unter dem Titel »Familiendrama« in den Randspalten der Regionalzeitungen.
Als Gründe für Femizide nennt die UN-Studie Eifersucht, Angst, verlassen zu werden und den Wunsch, Frauen zu kontrollieren. Auch Frank N. fühlte sich offenbar zurückgewiesen. Wir müssen als Gesellschaft unser Männlichkeitsbild verändern - damit nein sagen aufhört, lebensgefährlich zu sein.
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