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Bolivien droht der Rollback
Martin Ling über den Rücktritt von Evo Morales
Das Militär macht den Unterschied. Chiles rechter Präsident Sebastián Piñera hält sich dank des Militärs trotz seit Wochen anhaltender massiver Proteste mit über 20 Toten. Venezuelas linksautoritärer Präsident Nicolás Maduro hält seit Jahren dem Druck der rechten Opposition und den Sanktionen der USA stand, weil er die Militärspitze mit wirtschaftlichen Privilegien für sich gewonnen hat.
Boliviens Präsident Evo Morales hat das Militär und die Polizei verloren. Die folgerichtige Konsequenz: Rücktritt, um einer weiteren Eskalation entgegenzuwirken. Morales hat eingesehen, dass er den Machtkampf nicht mehr gewinnen kann. Das spricht für ihn.
Morales und viele lateinamerikanische Politiker, wie auch der frisch gewählte künftige argentinische Präsident Alberto Fernández, ein peronistischer Sozialdemokrat, sprechen von Putsch. Auch weil der Umsturz kam, nachdem Morales einer Stichwahl sein Plazet wegen erdrückender Beweise für Wahlbetrug bereits gegeben hatte.
Organisierung, nicht Organisation
Die Proteste in unterschiedlichen Teilen der Welt bringen die Frage nach gesellschaftlichen Alternativen aufs Tableau, meint Christopher Wimmer. Eine Antwort auf Mario Neumann
Auf alle Fälle steht Bolivien ein rechter Rollback bevor, der die kulturelle Revolution mit vielen Errungenschaften für die bis dato benachteiligte indigene Bevölkerung rückgängig zu machen droht. Umso bitterer, dass der zunehmende Autoritarismus der Bewegung zum Sozialismus (MAS) dieser Entwicklung den Weg bereitet hat. Es wird nun die Basis der MAS sein müssen, die retten muss, was noch zu retten ist. Denn wer Bolivien künftig lenkt, ist noch nicht ausgemacht.
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