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Gegen Wind und Wetter
Filmemacher aus Venezuela präsentieren ihre Werke zum 15. Mal in Frankfurt am Main
Hörte man vor Jahren noch Fragen wie: »In Venezuela gibt es auch eine Filmkultur?«, ist es dem 2005 gegründeten Festival »Venezuela im Film - Qué chévere« im Laufe der Jahre gelungen, diese Zweifel ein wenig einzudämmen. Die Herausforderung bestand von Beginn an darin, eine Lücke in der lateinamerikanischen Filmlandschaft in Deutschland zu schließen. Daran wird festgehalten, und sei es gegen Wind und Wetter! Denn mittlerweile heißt es: »Wie, in Venezuela werden noch Filme produziert?« beziehungsweise: »Wie kann man im Moment ein venezolanisches Filmfestival organisieren?«
Ohne Zweifel gibt es eine wirtschaftspolitische Krise in Venezuela. Doch warum sollten die talentierten und kreativen Filmschaffenden ihre Arbeit niederlegen, auch wenn die Bedingungen, Filme zu drehen, schwieriger sind? Noch abwegiger: Warum sollten hier zurzeit keine Filme aus dem südamerikanischen Land gezeigt werden?
Die Auswahl der sieben teilweise unabhängig und in Kooperationen mit anderen Ländern 2017 und 2018 produzierten Filme zeigt jedenfalls, wie vielseitig und selbstkritisch die Filmemacher mit den sozialen, politischen oder kulturellen Themen ihres Landes umgehen. So sind diese Werke neben den ästhetischen Aspekten auch deswegen so sehenswert, übernehmen sie mit ihnen doch auch die Rolle von Chronisten.
»La Familia« etwa, von Gustavo Rondón, ein international vielfach ausgezeichneter Film, fängt den rauen Alltag auf den Straßen von Caracas ein. Im Mittelpunkt stehen der zwölfjährige Pedro und sein Vater. Oder der Low-Budget-Film »Parque Central« von Luis Alberto Lamata, der in vier Episoden von Menschen aus dem gleichnamigen Viertel von Caracas erzählt, die, wie es Lamata formuliert, »eine Metapher für die Stadt in der Stadt selbst« sind. In »Los hijos de la sal« von Luis und Andrés Rodríguez sind es zwei Geschwister, die ihr Leben als Waisen mit der Salzgewinnung bestreiten müssen. Der Eröffnungsfilm »Yo, imposible« handelt von einem jungen Mädchen. Das muss nach ihrer ersten sexuellen Erfahrung feststellen, dass die Mutter sie mit einer Lüge großgezogen hat. Sie ist intersexuell. Regisseurin Patricia Ortega wird ihren Spielfilm als Deutschlandpremiere persönlich vorstellen.
In der Reihe »Historische Filme« läuft »Muerte en Berruecos« von Caupolicán Ovalles, der vom venezolanischen Befreiungskämpfer Antonio José de Sucre (1795-1830) erzählt. Dessen früher Tod ist bis heute ungeklärt. Ovalles entschied sich, den Film in ein kriminalistisches Genre einzubetten. Eine gute Entscheidung. Denn der Film ist tatsächlich fast so spannend wie ein Krimi. Die Dokumentarfilme »Madame Cinema« von Jonathan Reverón und »Venezuela es un Desorden« von Carlos Daniel Malavé werfen einen Blick in die Film- bzw. Musikgeschichte des Landes. Während in ersterem mit Margot Benacerraf der Grande Dame des venezolanischen Films ein Denkmal gesetzt wird, erzählt die zweite Doku die Geschichte der Ska-Gruppe »Venezuela es un Desorden«.
»Venezuela im Film - Qué chévere« (14. -20.11.2019) wird dieses Jahr erstmalig von Aufblende FOK e. V. und weiterhin vom Filmforum-Höchst veranstaltet und von der Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin, dem Kulturamt Frankfurt am Main und der Filmakademie ACACV, Caracas, unterstützt.
Kartenreservierung: Tel.: (069)2124 5664, klaus-peter.roth.vhs@stadt-frankfurt.de
Weitere Stationen von Patricia Ortega:
20.11., Lateinamerika-Filmtage in Hamburg, www.3001-kino.de/specials/30-lateinamerika-filmtage/ 21.11., Internationales Filmfest Braunschweig, www.filmfest-braunschweig.de. Der Film ist für den »Queeren Filmpreis Niedersachsen« und den Frauenfilmpreis »Die Tilda« nominiert.
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