Stellt sich Bodo Ramelow erst Ende Februar der Ministerpräsidentenwahl?

CDU zeigt sich offen für Gespräche mit der LINKEN im Parlament - allerdings nur bei konkreten Sachfragen

  • Lesedauer: 3 Min.

Erfurt. Die Regierungsbildung in Thüringen könnte sich noch über Monate hinziehen. LINKE-Chefin Susanne Hennig-Wellsow geht davon aus, dass der Ministerpräsident erst Ende Februar oder Anfang März im Parlament gewählt werden kann. »Alle Parteien haben verschiedene Gremien noch zu befragen, wo es hingehen soll«, sagte Hennig-Wellsow am Dienstag in Erfurt nach einem Treffen von Spitzenpolitikern der LINKEN, der SPD und der Grünen.

Die drei Parteien wollen in Thüringen ihr bisheriges Regierungsbündnis fortsetzen, haben nach der Landtagswahl aber keine Mehrheit mehr. Deshalb wird seit Wochen eine Minderheitsregierung unter der Führung von Ministerpräsident Bodo Ramelow (LINKE) diskutiert. Dafür wäre Rot-Rot-Grün aber auf Stimmen anderer Fraktionen angewiesen - zum Beispiel von der FDP oder der CDU. Einem rot-rot-grünen Bündnis fehlen vier Stimmen für eine Mehrheit im Parlament.

»Aus Sicht der LINKEN wird eine Minderheitsregierung immer wahrscheinlicher«, sagte Hennig-Wellsow nach dem Treffen Rot-Rot-Grün. CDU-Generalsekretär Raymond Walk hatte sich in der MDR-Sendung »Fakt ist!« am Montag offen für eine Zusammenarbeit mit der Linksfraktion im Parlament gezeigt. »Es gibt nicht viele Schnittmengen mit den LINKEN, aber es gibt sie«, sagte Walk am Dienstag der dpa. Als Beispiele für Themen, wo Gemeinsamkeiten erkennbar seien, nannte er Innere Sicherheit, Bildung, die Verankerung des Ehrenamtes in die Verfassung und den Breitbandausbau.

Die CDU lehne aber weiterhin ein Bündnis oder irgendeine festgeschriebene Kooperation mit der Linkspartei ab. Dies betreffe »alles, was formalisiert und in eine Vertragsform gegossen ist«, betonte Walk. Ein Sprecher der CDU-Fraktion schrieb bei Twitter, dass die CDU-Fraktion Bodo Ramelow nicht mit zum Ministerpräsidenten wählen werde. Laut Thüringer Verfassung kann der Regierungschef im dritten Wahlgang mit einer relativen Mehrheit gewählt werden. Bedeutet: Er muss mehr Stimmen haben als andere Kandidaten.

Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) deutete an, dass die Grünen erst auf einem Parteitag Ende Januar darüber abstimmen lassen wollen, ob die inhaltlichen Voraussetzungen für eine erneute Regierungsbeteiligung für die Grünen gegeben sind. »Schritt für Schritt nähern wir uns der schwierigen Frage: Welche Gestaltungskraft kann eine Minderheitsregierung eigentlich haben?«, sagte Siegesmund.

In der Vergangenheit hatte CDU-Chef Mike Mohring auch eine Minderheitsregierung in einem Bündnis aus CDU, SPD, Grüne und FDP ins Spiel gebracht. SPD-Landeschef Wolfgang
Tiefensee erteilte dieser Idee am Rande des Treffens von Rot-Rot-Grün nun endgültig eine Absage. dpa/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.