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Deep Purple im Hochamt
»Child in Time« ist ein alter epischer Song von Deep Purple und über zehn Minuten lang. Unter diesem Titel hat der österreichische Schriftsteller Josef Hasslinger sieben Episoden über seine Kindheit versammelt (mit Fotografien von Maix Mayer). Leicht und elegant geschrieben, handeln sie von brutalen Zurichtungen und Zumutungen der 60er Jahre. Einmal nimmt bei einem Volksfest ein betrunkener Feuerwehrmann das Meerschweinchen des Ich-Erzählers an den Hinterbeinen und schwingt es wie ein Lasso über seinem Kopf, bis es ihm aus der Hand rutscht und davonfliegt - und nicht mehr zu finden ist. Der Ich-Erzähler besucht das Internat einer Klosterschule, in dem die Priester den Jungen nachstellen. Doch das Lied »Child in Time« bekommt er erstmals von einem Priester in dessen Mönchszelle vorgespielt, mehrmals hintereinander, »mit einer Andächtigkeit, als wären wir in einem Hochamt«. Mit 16 hat er dann lange Haare und fliegt vom Internat. Er kauft sich einen Plattenspieler und hört als Erstes »Child in Time«. Was für ein Lied: »Der süße unschuldige Bengel, mit dem der Song anhebt, wird einer Welt von Kriegen ausgesetzt. Kinder und Krieg, ›Child in Time‹ handelt von dieser Begegnung. Sie ist im Text benannt und findet vor allem in den Musik statt.« Der Erzähler wünscht sich das Lied auch in einer Disco und merkt erst, als es vorbei ist, »dass ich zwischen den vorbeihuschenden Lichtern die letzte menschliche Gestalt auf der Tanzfläche war«. An der Kiesgrube, wenn es friedlich sein soll, spielen seine Freunde am Lagerfeuer zur Gitarre Joan Baez, Leonard Cohen und Bob Dylan (Faber & Faber, 124 S., geb., 20 €).
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