Interesse an Thüringer Schloss nur vorgetäuscht?

Neonazis sind immer wieder auf der Suche nach Immobilien / Im Fall Bockstadt könnte die Bewerbung um ein Gebäude andere Gründe haben

  • Sebastian Haak
  • Lesedauer: 3 Min.

Noch ist die Zukunft von Schloss Bockstadt unklar. Doch offenbar kann man nicht darauf setzen, dass die Eigentümer selbst einen Verkauf an den Neonazi Tommy Frenck stoppen.

Nach Angaben des Rechtsanwalts Benjamin C. Richert, der die Verkäufer vertritt, ziehen sie eine Veräußerung an den weit über die Region hinaus bekannten Rechtsradikalen Frenck durchaus in Betracht. Er habe »mit den Verantwortlichen auf Verkäuferseite gesprochen und hierbei die Auskunft erhalten, dass man für den Fall, dass kurzfristig keine Einigung mit der bevorzugten Käuferseite zustande kommt, auch an Herrn Frenck verkaufen würde«, so Richert. »Dies natürlich vorbehaltlich der weiteren Bonitätsprüfung.« Richert hatte in der vergangenen Woche erklärt, es gebe neben Frenck noch eine »seriöse« Interessentin für das denkmalgeschützte Gebäude.

Der Thüringer Verfassungsschutz glaubt unterdessen, dass Frencks Kaufinteresse ein Bluff sein könnte.

Frenck hatte Richert, wie der Anwalt zunächst mitteilte, über einen Mittelsmann kontaktiert und sich erkundigt, ob das Schloss wieder zum Verkauf stehe. Dabei habe der Mittelsmann ernsthaftes Interesse an der Immobilie bekundet und auch nach dem Kaufpreis gefragt, hatte Richert gesagt.

Ein im Sommer verkündeter Verkauf des Schlosses bei Eisfeld an einen Investor, der daraus angeblich eine Seniorenresidenz machen wollte, war zuvor geplatzt. Das Schloss steht seit langem leer.

Frenck betreibt einen Gasthof in Kloster Veßra, etwa 20 Kilometer von Eisfeld entfernt, und gilt als eine zentrale Figur der Neonaziszene in Thüringen und darüber hinaus.

Eine Sprecherin des Thüringer Landesamtes für Verfassungsschutz (LfV) sagte Ende vergangener Woche, Frenck werde nach Einschätzung des Nachrichtendienstes »seine Absichten, für Szenetreffen der verschiedensten Art geeignete Immobilien zu erwerben, bis auf weiteres verfolgen«. Sein Bestreben, an auch für Rechtsrockkonzerte geeignete Objekte oder Veranstaltungsflächen zu kommen, sei bekannt.

Anlagen wie Schloss Bockstadt erschienen dafür allerdings »eher weniger geeignet«, weil die Immobilie unter Denkmalschutz steht. Da für solche Objekte hohe behördliche Auflagen gelten, sei eine Sanierung sehr kostenintensiv, argumentierte die LfV-Sprecherin. »Mitunter dienen Rechtsextremisten Interessenbekundungen an einem Objekt dazu, sich als vermeintlich solvente Akteure zu geben, öffentliche Aufmerksamkeit zu erreichen und nicht zuletzt auch Behördenkapazitäten zu binden«, sagte sie. Dessen ungeachtet prüfe das LfV sämtliche vorhandene Hinweise zu etwaigen Immobilienkäufen durch Rechtsextremisten und pflegte einen intensiven Informationsaustausch mit den zuständigen Stellen und Behörden.

Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) hatte in den vergangenen Jahren immer wieder erklärt, Neofaschisten würden auch deshalb große Konzerte oder Kampfsportveranstaltungen organisieren können, weil es Unternehmen und Menschen gebe, die keinerlei Probleme damit hätten, mit ihnen Geschäfte zu machen - und ihnen zum Beispiel mobile Toiletten, Zelte oder Mietwagen für Veranstaltungen zur Verfügung stellten. Der Kampf gegen den Rechtsextremismus könne der Staat deshalb nicht allein gewinnen, hatte Maier betont. Vielmehr sei er eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

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