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Iran räumt »unbeabsichtigten« Abschuss von Flugzeug ein

Maschine sei versehentlich für ein »feindliches Flugzeug« gehalten worden / Außenminister Sarif entschuldigt sich für die Katastrophe

  • Lesedauer: 4 Min.

Teheran. Überraschende Kehrtwendung in Teheran: Nach hartnäckigen Dementis hat der Iran nun doch den versehentlichen Abschuss des ukrainischen Passagierflugzeugs mit 176 Menschen an Bord eingeräumt. Außenminister Mohammed Dschawad Sarif entschuldigte sich am Samstag, machte aber das »Abenteurertum der USA« mitverantwortlich für das »Desaster«.

Die Maschine sei für ein »feindliches Flugzeug« gehalten worden, teilte die iranische Armee mit. Es handele sich um »menschliches Versagen«. Der Generalstab der iranischen Armee kündigte an, »der Verantwortliche« für den Abschuss werde »umgehend« vor die Militärjustiz gestellt.

Irans Präsident Hassan Ruhani erklärte über den Kurznachrichtendienst Twitter, sein Land bedaure den Abschuss »zutiefst«. Er sprach von einer »großen Tragödie und einem unentschuldbaren Fehler«. Die interne Untersuchung der Streitkräfte habe ergeben, dass »wegen menschlichen Versagens abgeschossene Raketen bedauerlicherweise den grauenhaften Absturz des ukrainischen Flugzeugs und den Tod von 176 unschuldigen Menschen verursacht« hätten. Die Ermittlungen dauerten an.

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Iran: Washington trage eine Mitschuld

Auch Außenminister Sarif entschuldigte sich für die Katastrophe. »Unser tiefes Bedauern, Entschuldigungen und Beileid gegenüber unserem Volk, den Familien aller Opfer und anderen betroffenen Nationen«, schrieb Sarif auf Twitter. Es handle sich um einen »traurigen Tag«.

Washington trage jedoch eine Mitschuld, erklärte Sarif. Menschliches Versagen in »durch das Abenteurertum der USA verursachten« Krisenzeiten habe »zu einem Desaster geführt«. Er bezog sich damit auf die von US-Präsident Donald Trump angeordnete Tötung des iranischen Generals Kassem Soleimani in Bagdad. Als Vergeltung hatte der Iran zwei von US-Streitkräften genutzte Militärstützpunkte im Irak angegriffen. Wenige Stunden später stürzte die ukrainische Passagiermaschine in der Nähe von Teheran ab.

Der Flug 752 sei »in einer Krisensituation« kurz nach dem Start einer geheimen Militäreinrichtung der Revolutionsgarden nahe gekommen, teilte die iranische Armee laut der amtlichen Nachrichtenagentur Irna mit. »Unter diesen Bedingungen« und als Folge eines »menschlichen Versagens« sei das Flugzeug »auf unbeabsichtigte Weise« getroffen worden.

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Die Boeing 737 der ukrainischen Fluggesellschaft UIA war am Mittwochmorgen in der Nähe von Teheran abgestürzt, alle 176 Insassen wurden getötet. Bei den Opfern handelte es sich vor allem um iranischstämmige Kanadier, Afghanen, Briten, Schweden und Ukrainer. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte die Bestrafung der Verantwortlichen. Zugleich forderte er die Zahlung von Entschädigungen. Kanadas Premierminister Justin Trudeau forderte eine »komplette und sorgfältige Untersuchung«. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden.

Trotz vermehrter Mutmaßungen unter anderem westlicher Regierungschefs in den vergangenen Tagen, dass das Flugzeug versehentlich von einer iranischen Rakete getroffen worden sein könnte, hatte Teheran dies zunächst kategorisch dementiert. »Dieses Flugzeug ist nicht von einer Rakete getroffen worden«, sagte der Chef der Flugaufsicht, Ali Abedsadeh.

Trudeau, aus dessen Land viele der 176 Todesopfer kamen, hatte am Donnerstag von »zahlreichen« Geheimdienstinformationen berichtet, die auf eine »iranische Boden-Luft-Rakete« hindeuteten. Auch ein im Internet verbreitetes Video stützte die These eines Abschusses. Darauf ist ein leuchtendes Objekt zu sehen, das anscheinend gegen ein Flugzeug prallt. Einige Sekunden später ist eine Explosion zu hören.

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Maas: Iran muss jetzt die richtigen Konsequenzen ziehen

Die Bundesregierung begrüßte das Eingeständnis des Irans, für den Absturz des ukrainischen Passagierflugzeugs verantwortlich zu sein. Zu der Erklärung aus Teheran sagte Außenminister Heiko Maas den Zeitungen der Funke Mediengruppe: »Es war wichtig, dass der Iran diese Klarheit geschaffen hat. Nun sollte Teheran in der weiteren Aufarbeitung dieser schrecklichen Katastrophe die richtigen Konsequenzen ziehen und Vorkehrungen treffen, damit so etwas nicht wieder passieren kann.«

Seit dem Vorfall haben mehrere ausländische Fluggesellschaften, auch Lufthansa und die Austrian Airlines, ihre Flüge nach Teheran eingestellt. Die europäische Flugsicherheitsbehörde EASA hatte nach dem Absturz von Flügen über den Iran abgeraten. Agenturen/nd

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