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Quintessenz von Punk
Auf der Platte »40« haben EA80 Proberaum-Aufnahmen aus 40 Jahren Bandgeschichte versammelt
Wenn etwas einfach bleibt, ändert es auch seine Qualität. Punk zum Beispiel: Was einst aktionistisch begann und mit fröhlicher Destruktivität Platz schaffen wollte, wird, wenn alle einfach immer weitermachen, zum Sinnbild von Beharrlichkeit.
Nehmen wir EA80. Die Band aus Mönchengladbach macht einfach immer weiter: Intensitätspunkrock mit über Joy-Division-Gedächtnisstimme und in 40 Jahren Bandgeschichte oft kopierten, aber unerreicht schönen Moll-Gitarren.
In der Adoleszenz kann so eine Musik existenziell wichtig sein, und ich kenne immerhin einen Menschen, der sagt, dass ihm das EA-80-Album »Grüner Apfel« 1997 vor Schlimmeren bewahrt, wenn nicht gar das Leben gerettet habe.
Die Musik von EA80, löst jede Illusion von Gemeinschaftsgefühlen auf, das ist eine ihrer großen Qualitäten. »Mein Haus ist schwarz/ Und es steht allein/ Es hat keine Fenster/ Und es kommt niemand rein«, hieß es programmatisch auf dem Debütalbum »Vorsicht Schreie« von 1983.
EA80 klingen, als wären Musik und Text keine Filter vorgeschaltet. Alles direkt in den Magen und ins Herz, ohne Angst vor Pathos, der aber nie glibschig wird, weil Dringlichkeit und Aggressivität Kitsch verhindern. Die immer spürbare Konzeptualität tut ihr Übriges. Kaum eine deutsche Band, die so stilbewusst mit Plattencovern, Konzertplakaten und Web-Auftritt (www.ea80.de) hantiert.
Auf »40« haben EA80 Proberaum-Aufnahmen aus 40 Jahren Bandgeschichte versammelt. Songs aus dem Frühwerk, das zitierte »Häuser« zum Beispiel, »Nimmer Geh’ Beiseit’« und »Grab X« klingen hier krasser als auf den Platten. Was daran liegen mag, dass das Studio für diese Musik gar nicht der ideale Ort ist, ein fensterloser Proberaumkeller mit schwarzen Wänden (so stelle ich mir das zumindest vor) hingegen schon.
Wenn man diesen Gewaltspaziergang durch die Bandgeschichte durchgehört hat, drängt der Eindruck sich auf, dass man hier so etwas wie die Quintessenz von Punk zu hören bekommt, in der Form wie er heute, wenn überhaupt, noch Sinn machen kann. Kein Sturm und Drang mehr, der nach vorne und das Neue will, sondern der sich zuallererst durch Starrsinn auszeichnet.
Man beharrt, unberührt von allem, was im Pop ansonsten so stattfindet, einfach auf dem, was man immer schon gemacht hat. Das Resultat ist die radikale Unkorrumpierbarkeit des eigenen ästhetischen Universums, das sich dem Einfluss des Falschen und Dummen vollkommen entzieht. So soll es bleiben.
»40« gibt es für einen Heiermann direkt beim Label (www. majorlabel.de).
EA80: »40« (Majorlabel)
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