- Kommentare
- Coronavirus
Chinesen als Sündenböcke
Christian Klemm über Rassismus durch die Ausbreitung von Corona
China wird von westlichen Regierungen ständig als Bedrohung dargestellt. Nicht selten ist dort von der »Gelben Gefahr« die Rede, die entweder durch Lohndumping dafür verantwortlich ist, dass Menschen in den alten Industrieländern ihre Arbeit verlieren, oder den Rest der Welt mit billigem Plastikspielzeug überschwemmt. Auch wenn China Teil nicht weniger Probleme ist – Bestandteil dieses Szenarios ist eine ordentliche Portion Rassismus. Durch die weltweite Ausbreitung des Coronavirus hat dieser auch bei uns massiv zugenommen. Inzwischen gelten Menschen aus der Volksrepublik per se als Überträger für Corona. Kommt ein Büroangestellter verschnupft zur Arbeit heißt es mitunter: »Hast du auch den China-Virus?«
Demjenigen, der es noch nicht mitgekriegt hat, soll deshalb gesagt sein: Nicht alle Menschen, die asiatisch aussehen, sind Chinesen. Und schon gar nicht sind alle Chinesen mit dem Virus infiziert. Es ist richtig, dass ein Großteil der von Corona Betroffenen in der Volksrepublik lebt. Sie ist es, die nicht nur die meisten Todesfälle zu beklagen hat, sondern auch enorme Anstrengungen unternimmt, das Virus zu bekämpfen. Im Westen herrscht inzwischen also eine Umkehrung des Täter-Opfer-Verhältnisses. Nicht die Chinesen sind gefährlich, sondern das Virus. Statt bei Personen mit asiatischer Herkunft Reißaus zu nehmen, wäre – bei aller medizinischen Vorsicht – etwas anderes jetzt dringend nötig: Solidarität mit Menschen, die Hilfe benötigen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.