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Papaya ohne Pestizide
Die birnenförmige Tropenfrucht schützt sich mit eigenen Enzymen vor Schädlingen
Wegen einer leichten Verletzung begibt sich Adelheid G. während ihres Urlaubs in Costa Rica in eine Notaufnahme. Bevor eine Krankenschwester die Formalitäten klärt, erhält die gebürtige Dresdnerin zu ihrer Überraschung zunächst ein orange leuchtendes Stück Papaya. Den süßen Geschmack im Mund nimmt die Seniorin, fürs Erste beruhigt und willkommen geheißen, im Wartebereich Platz. Was hat es mit dieser speziellen Obstgabe zur Begrüßung auf sich? War das nur eine freundliche Geste? Oder setzt man in der Klinik bewusst auf die gesundheitliche Wirkung der Frucht?
Die länglich birnenförmige Papaya gedeiht in den Tropen und Subtropen. Sie hat ihre Heimat vermutlich in Mittel- und Südamerika. Brasilien, Costa Rica, Peru und Mexiko sind neben Indien wichtige Erzeugerländer der Gegenwart.
Besonders in den feuchten Tropen, wo Malariamücken gehäuft auftreten, schätzt man die Heilwirkung von Frucht und Blättern der Papayapflanze, die baumartig eine Wuchshöhe von bis zu zehn Metern erreicht. Ihr »Stamm« verholzt jedoch nicht, sodass sie aus botanischer Sicht als mehrjähriges baumartiges Kraut zu betrachten ist. Man nennt die Papaya auch die Frucht des Melonenbaumes oder des Papayabaumes (botanisch: Carica papaya).
Viele andere tropische Früchte besitzen eine dicke, robuste Schale, die Papaya dagegen hat eine recht dünne, weiche gelblich-grüne Haut. Damit die Pflanze vor Insekten oder anderen tierischen Fraßfeinden geschützt ist, produziert die Papaya verschiedene Enzyme, die sie von innen schützen. Aufgrund ihres gut funktionierenden Selbstschutzes werden beim Papaya-Anbau kaum chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel gebraucht. Im Hinblick auf eine mögliche Pestizidbelastung gilt die Papaya deshalb als unbedenklich.
Im Inneren der Frucht sitzen zudem schwarze, kugelige Samen, deren scharfer Geschmack an Brunnenkresse erinnert. Mit den darin enthaltenen Senföl-Glykosiden werden größere Tiere davon abgehalten, allzu viel dieser Samen zu fressen.
Was die Papayapflanze resistent gegenüber Insekten, Bakterien, Viren und Pilzen macht, rückte seit den 1980er Jahren auch in den Fokus medizinischer Forschung. Allen voran wurde das Enzym Papain identifiziert, das ähnlich dem im Magen vorkommenden Verdauungsenzym Pepsin in der Lage ist, Eiweiß aufzuspalten und somit zu verdauen. Damit entlastet dieses Enzym nicht nur einen kranken Magen oder eine geschwächte Bauchspeicheldrüse, sondern ihm wird auch eine direkte Wirkung auf immunologische Prozesse zugeschrieben.
Das proteinspaltende Enzym Papain kann krankes Gewebe, aus dem sich Krebszellen bilden können, rasch abbauen. Auch Verklumpungen von Blutkörperchen, die einen Schlaganfall verursachen können, werden durch Papain »aufgelöst«.
Ein Extrakt aus der Papaya kann daher eine Therapie in vielen Fällen wirksam unterstützen. Zum Beispiel konnte bereits 2001 an der Onkologischen Abteilung der Habichtswaldklinik in Kassel gezeigt werden, dass Papaya-Enzyme zu einer besseren Verträglichkeit von Chemotherapie und Bestrahlung beitragen.
Außerdem vermag die Papayafrucht oder ihr Extrakt nach einer Antibiotika-Therapie wieder ein gesundes Gleichgewicht der Darmbakterien herzustellen. Dies wiederum kräftigt das Immunsystem. Die für die Immunabwehr bedeutenden Vitamine C, E und Carotin sind in der Papaya in größeren Mengen vorhanden als zum Beispiel in Orangen oder Karotten. Bereits 120 Gramm Papaya decken den Tagesbedarf an Vitamin C. Auch die basenbildenden Mineralstoffe Kalium, Calcium und Magnesium sind reichlich in der Papaya enthalten, so hilft die Frucht auch gegen eine Übersäuerung des Organismus, die oft den Beginn von Krebserkrankungen kennzeichnet.
Grundsätzlich ist eine ausreichende Ernährung ein wesentlicher Eckpfeiler, um Infektionen vorzubeugen oder sie auch besser durchzustehen. Dabei geht es eben nicht nur um ausreichend Kalorien, sondern vor allem um eine optimale Versorgung mit Vitamin C. Wenn hierzulande die Äpfel aus dem Garten anfangen zu schrumpeln und die Kartoffeln unansehnlich werden, dann kann eine frisch eingeflogene Papaya verlockend sein, auch wenn dieses tropische Obst sehr teuer ist. Bei vietnamesischen Gemüsehändlern wird das Kilogramm - relativ preiswert - für fünf bis sechs Euro angeboten. Die Früchte sollten nach dem Einkauf kühl gelagert und innerhalb weniger Tage verzehrt werden.
Dennoch darf man von der Frucht keine Wunder erwarten. Ureinwohner tropischer Länder kochen aus den grünen Blättern der Papayapflanze einen Tee, der gegen Malaria helfen soll. Die antivirale Wirkung ist jedoch keinesfalls sicher. Allzu oft nehmen arme Menschen in den südlichen Regionen die Papayablätter in Ermangelung anderer wirksamer Arzneien. Bei fieberhaften Erkrankungen sollte im Zweifelsfall immer ein Arzt zurate gezogen werden.
Im Rahmen einer abwechslungsreichen Ernährung kann man sich die Papaya genauso wie Ananas, Mango oder Grapefruit in bunten Obstsalaten als exotische Zutat schmecken lassen. In Südostasien werden unreife Papayafrüchte ähnlich wie Zucchini als Gemüse oder für Salat verwendet. Die unreife Papaya weist die tausendfache Konzentration an Papain auf. Die schwarzen Samenkügelchen können als fruchtig-pfeffriges Gewürz auf gekochte Speisen oder auf einen Brotaufstrich gestreut werden. Die enthaltenen scharfen Glukosinolate bekämpfen ebenso wie Rettich, Radies oder Rucola krankmachende Bakterien. Meist lässt aber der Appetit auf diese Art von Schärfe schnell nach - dann sollte man sich auch nicht dazu zwingen, mehr davon zu essen. Die Frucht selbst enthält nur sieben Gramm Zucker pro hundert Gramm und sättigt dabei sehr gut. Sie kann daher auch Diabetikern empfohlen werden.
Der Nutzen der Papayahappen für die eingangs erwähnte Patientin in Costa Rica ist also über den beruhigenden Effekt schwer absehbar. Es sei denn, sie nimmt die Frucht langfristig in ihren Speiseplan auf. Der Rentnerin wurde übrigens recht schnell ein Verband angelegt. Die behandelnde Ärztin erklärte, dass das körpereigene Fibrin mit der oberflächlichen Schürfwunde allein fertig werde. Dabei könnte die Papaya durchaus von Nutzen sein. Vitamin C regt den Aufbau von Kollagen und damit neuer Hautzellen an. Alte, abgestorbene Hautzellen werden durch das Enzym Papain gelöst. Tatsächlich bildete sich binnen drei Tagen unter dem Schorf eine neue dünne Hautschicht.
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