Gegenspieler
Personalie
»Wenn sie die Alten und chronisch Kranken separieren, bin ich am nächsten Tag beim Bundesverfassungsgericht und klage«, kommentierte Hans-Christian Ströbele einen Vorstoß des Tübinger Oberbürgermeisters Boris Palmer (Grüne) gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Palmer hatte als Maßnahme in der Coronakrise vorgeschlagen, ältere Menschen und chronisch Kranke zu isolieren und die anderen wieder arbeiten zu lassen. Gerade im Hinblick auf die Sterberaten in den Alten- und Pflegeheimen sei eine solche Maßnahme gefährlich, so Ströbele weiter.
Schon lange gilt der 80-Jährige als innerparteilicher Querkopf und Überbleibsel des linken Parteiflügels. Als APO-Aktivist, RAF-Anwalt und »taz«-Mitgründer begonnen, engagierte sich Ströbele in den 1980er Jahren für die Alternative Liste, aus der später der Berliner Landesverband der Grünen hervorging. Für diese zog er mehrfach in den Bundestag ein und fungierte unter anderem als Parteisprecher.
Nachdem er 2002 keinen Landeslistenplatz erhielt, trat er als Direktkandidat für Friedrichshain-Kreuzberg an - und gewann. Seitdem war Ströbele aus dem Bezirk nicht wegzudenken, weder als Mandatsträger noch als omnipräsenter linker Demogänger - mit Fahrrad, selbstverständlich.
Vor drei Jahren schied Ströbele aus dem Bundestag aus, sein Fahrrad steht mittlerweile im Innenhof und auch sonst ist es etwas ruhiger um ihn geworden. Ströbeles Wahlbezirk ging an die Parteilinke Canan Bayram, die ebenfalls bereits mit dem Rechtsaußen Palmer aneinandergeriet, in ihrem Fall zum Thema Flüchtlingspolitik.
Nach seinem Mandatsende blieb Ströbele ein beliebter Interviewpartner zur Geschichte der Grünen sowie als Verteidiger von Grund- und Bürgerrechten.
Als solcher bemühte er sich zuletzt im NSA-Überwachungsskandal um Aufklärung. 2013 hatte sich Ströbele als erster deutscher Parlamentarier mit dem US-Whistleblower Edward Snowden in dessen Moskauer Exil getroffen und sich für die Gewährung politischen Asyls in Deutschland stark gemacht.
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