Das Grundgesetz in Kinderhand
Mündigkeit muss früh geübt werden, und Demokraten wachsen nicht auf Bäumen
»Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.«
Die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland, das im Mai 1949 in Kraft getretene Grundgesetz, bildet das Fundament unserer parlamentarischen Demokratie. Insbesondere die in den ersten Artikeln formulierten Grundrechte schützen die individuelle Freiheit jedes deutschen Bürgers. In einer Zeit, in der der Konsens unseres Zusammenlebens immer häufiger und lauter infrage gestellt wird, sollten wir uns an den hohen Wert unserer garantierten Grundrechte erinnern.
Das saarländische Autorenpaar Susanne und Matthias Strittmatter, sie in der Erwachsenenbildung tätig, er Chefarzt ein Klinik im nordsaarländischen Merzig sind überzeugt, dass das Grundgesetz in Kinderhände gehört. »Geben wir das Grundgesetz in die offenherzige und lebendige Welt unserer Kinder. Ermächtigen wir sie schon in der Schule dazu, Stützen unserer Demokratie zu sein.« Aus dieser Überzeugung heraus, ist ein wundervolles, reich illustriertes Buch entstanden.
Die erste Regel ist die wichtigste in unserem Grundgesetz. Es sind nur sechs Wörter, aber die haben es wirklich in sich. Da ist zunächst dieses Wort »Würde«. Mit dieser Menschenwürde kommen wir auf die Welt - Du hast diese Würde sogar schon im Bauch Deiner Mutter - , und diese Menschenwürde gehört uns, solange wir leben. Würde ist so etwas wie der eigene Stolz. Nicht der Stolz, mit dem man angibt und sich besser findet als andere. Also nicht der angeberische Stolz auf das fette neue Fahrrad, das viel mehr Gänge hat und viel mehr gekostet hat als das Fahrrad deiner Mitschüler. Nein, ein bescheidener, stiller und eigener Stolz: Du selbst zu sein. Stolz zu sein darauf, dass Du Du selbst bist, unverwechselbar und einmalig. Dass Du Dich gut fühlst in Deiner Haut, dass Du Dich selbst magst. Und zwar so, dass Du andere auch mögen kannst, dass Du nicht über und nicht unter dem anderen stehst.
Denn der andere hat das natürlich auch, diese Würde. Der hat auch seinen Stolz, der darf auch froh sein, dass er er selbst ist, ganz unverwechselbar und einmalig. Würde ist ein ganz tiefer Kern in Dir, das, was Du bist und Dich ausmacht, was Dich froh sein und Dich andere lieben lässt, weil Du Dich selbst gut fühlst. Die Würde des Menschen ist eine so große Sache, dass sie in keinem guten Buch fehlt.
Hast Du noch Deine ersten Kinderbücher im Schrank? Schau mal nach! Sie erzählen bestimmt auch davon, wie jemand einem anderen etwas Schlechtes tut, ihn verletzt, ihn beleidigt, ihn demütigt. Und sie erzählen sicher auch von dem Mut, Nein zu sagen, sich für den anderen einzusetzen, für sich selbst einzustehen. Davon, etwas Gutes zu tun.
Diese Würde des Menschen, sagt das Grundgesetz, ist unantastbar. Unantastbar heißt, dass man einen Menschen nicht in seiner Würde, seinem inneren Kern, in dem, was ihn ausmacht, verletzen darf. Keiner darf Deinen inneren Kern kaputt machen, und Du darfst das bei anderen natürlich auch nicht. Wie fühlen sich wohl Menschen, wenn man ihnen ihre Würde nimmt? Sie werden sich sehr, sehr schlecht fühlen, denn sie sind ganz tief getroffen, in ihrem eigenen Stolz, ihrer eigenen Würde.
Und weißt Du, Verletzungen, die man nicht sieht, die ganz tief drinnen passieren, die brauchen am längsten, um zu verheilen. Da kann dann auch kein Arzt helfen - aber Freunde und Familie. Vielleicht warst Du auch schon bei ähnlichen Situationen dabei. Vielleicht hast Du Dich auch schon einmal selbst im Kern ganz klein und verletzt gefühlt. Und wenn nicht, kannst Du Dir aber bestimmt vorstellen, wie klein und schwach sich jemand fühlt, wenn ihm so etwas passiert.
Dieses Mitgefühl nennt man »Empathie«. Es ist ein ganz großer Schutz, diese Empathie. Wer sie fühlt, wird niemals jemanden verletzen und ihm seine Würde nehmen wollen. Pass also immer gut auf Deine Empathie auf!
Mit dieser Menschenwürde ist eigentlich alles gesagt.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.