Rufe nach Rückkehr zur Normalität

Politiker fordern schrittweise Aufhebung der Corona-Restriktionen / Forscher mahnen zur Vorsicht

Während manche Politiker vehement auf eine Rückkehr zur Normalität dringen, mahnt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina zur Vorsicht bei der Aufhebung der Restriktionen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. In einer am Montag veröffentlichten Stellungnahme empfiehlt sie unter anderem eine Schutzmaskenpflicht im öffentlichen Personenverkehr und eine gestaffelte Wiederaufnahme des Kita- und Schulbetriebs.

An diesem Mittwoch wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder über das weitere Vorgehen sprechen. Am 19. April laufen die seit dem 22. März geltenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens und der Wirtschaftstätigkeit aus. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer verlangte am Montag ein einheitliches Vorgehen bei deren schrittweiser Rücknahme. Die CDU-Chefin gehört dem »Corona-Krisenkabinett« an, das am Mittwochmorgen tagen wird.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet forderte am Sonntag in einer Osteransprache einen »Fahrplan«, der »uns den Weg in eine verantwortungsvolle Normalität zeigt«. Der CDU-Politiker kündigte »viele kleine, vorsichtige Schritte« zur Lockerung der Einschränkungen an. Eine von der NRW-Landesregierung eingesetzte Expertengruppe hatte zuvor konkrete Vorschläge dazu unterbreitet. Diese könnten forciert werden, wenn klar sei, dass das Gesundheitssystem »absehbar nicht überfordert« sei. Laschet sagte am Sonntagabend im ZDF, die Expertenvorschläge seien eine Grundlage für die Beratungen am Mittwoch.

Auch die Stellungnahme der Leopoldina wird Basis der Bund-Länder-Debatte sein. Eine Bedingung für die schrittweise Normalisierung des öffentlichen Lebens sei, dass sich die Zahl der Neuinfektionen auf »niedrigem Niveau« stabilisiert, schreiben die Forscher. Zudem müssten klinische Reservekapazitäten aufgebaut sein und andere Patienten wieder regulär versorgt werden können. Sofern Hygiene- und Distanzregeln diszipliniert eingehalten würden, könnten zunächst Einzelhandel und Gaststätten wieder öffnen. Die Wissenschaftler plädieren zudem für eine Wiedereröffnung der Schulen »so bald wie möglich«. Die Beschränkungen für Kitas sollten ihrer Ansicht nach noch länger beibehalten werden, da kleinere Kinder noch nicht in der Lage seien, sich an Distanzregeln zu halten. Vorbeugende Ausgangsbeschränkungen für ältere Menschen werden im Leopoldina-Papier dagegen als »paternalistische Bevormundung« abgelehnt.

In Deutschland waren bis zum Sonntagabend mehr als 124 167 Infektionen mit dem Virus Sars-CoV-2 registriert worden. Mindestens 2830 Infizierte sind bislang gestorben. Mit Agenturen Seite 9

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