Asien rüstet auf
Mit China und Indien sind erstmals zwei asiatische Staaten unter den Top drei der Länder mit den höchsten Rüstungsausgaben
Es ist ein Novum bei den Rüstungsausgaben: Erstmals stehen zwei asiatische Staaten unter den Top drei der Länder mit den höchsten Rüstungsausgaben. Mit gebührendem Abstand folgen auf die USA nun China und Indien. Eine Überraschung ist dies allerdings nicht: Nirgendwo sonst auf der Welt steigerten sich die Rüstungsausgaben im vergangenen Jahrzehnt so sehr wie in den Regionen Asien und Ozeanien. Um 51 Prozent wuchsen sie dort laut dem neuesten Jahresbericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri zwischen 2010 und 2019. Mit dem Anstieg der Militäretats in der Region um 4,8 Prozent im Jahr 2019 setzte sich ein Trend fort, der mindestens bis 1989 zurückreicht. Asien und Ozeanien sind die einzigen Regionen mit kontinuierlichem Wachstum der Rüstungsausgaben seit dem Ende des Kalten Krieges.
Treibende Kraft ist vor allem die Volksrepublik China, deren Militäraufwendungen im vergangenen Jahr 50 Prozent der Gesamtausgaben in der Region ausmachten - 2010 waren es noch 36 Prozent gewesen. China steigerte 2019 seine Rüstungsausgaben um gut fünf Prozent auf geschätzte 261 Milliarden US-Dollar. Seit 2010 erhöhten sie sich laut Sipri sogar um 85 Prozent.
Auch andere asiatische Staaten hätten ihre Militärausgaben erhöht, heißt es in der Sipri-Studie. Dies sei teilweise eine Reaktion auf »die chinesischen Ansprüche und Aktivitäten im Südchinesischen Meer«. So investierte das Nachbarland Indien im vergangenen Jahr 71,1 Milliarden Dollar in seine Streitkräfte, ein Anstieg um 6,8 Prozent. »Die Spannungen und Rivalitäten Indiens sowohl mit Pakistan als auch mit China gehören zu den wesentlichen Gründen für die erhöhten Militärausgaben«, erklärte Sipri-Forscher Siemon Wezeman.
Im Februar hatte US-Präsident Donald Trump bei seinem Besuch in Indien der hindunationalistischen Regierung von Narendra Modi Waffenlieferungen versprochen. Trump sagte damals, er glaube, die USA sollten Indiens wichtigster Verteidigungspartner sein, »und gemeinsam werden wir unsere Souveränität und Sicherheit verteidigen und eine freie und offene indisch-pazifische Region schützen«. Seit 2010 hat Indien so seine Rüstungsausgaben um 37 Prozent gesteigert, verglichen mit 1990 gar um 259 Prozent.
Pakistan, Indiens Rivale und wie das große Nachbarland Atommacht, steigerte seine jährlichen Ausgaben für Waffen um 1,8 Prozent auf 10,3 Milliarden US-Dollar.
In Ostasien investierten Südkorea und Japan 43,9 bzw. 47,6 Milliarden US-Dollar in ihre Aufrüstung. Während Südkorea seine Militärausgaben seit 2010 um 36 Prozent steigerte, blieben die Japans auf konstant hohem Niveau und wuchsen nur um zwei Prozent. Im angrenzenden Ozeanien erhöhte Australien seine Aufwendungen um 2,1 Prozent gegenüber 2018 und um 23 Prozent gegenüber 2010. Unter den Top 15 der Länder mit den höchsten Rüstungsausgaben kommen damit nun fünf Staaten aus Süd- und Ostasien sowie Ozeanien.
Auf Platz vier liegt Russland, das seine Rüstungsausgaben um 4,5 Prozent auf 65,1 Milliarden Dollar steigerte. Dagegen sanken die Investitionen Saudi-Arabiens um 16 Prozent auf etwa 61,9 Milliarden Dollar, und das trotz der Militäroperationen im Jemen und der Spannungen mit dem Iran. Dennoch belegt das Land Rang fünf.
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