Liberaler findet Kemmerich »zum Schämen«
Thüringer FDP-Politiker demonstrierte in Gera gegen Corona-Regeln und erntet heftige Kritik
Berlin. In München, Köln, Stuttgart und anderen Städten fanden sich zahlreiche Menschen gegen Corona-Maßnahmen zusammen. In München trafen sich nach Angaben der Polizei etwa 3000 Kundgebungsteilnehmer am Marienplatz. Angemeldet gewesen seien 80. Aufforderungen zur Auflösung seien die Demonstranten nicht nachgekommen. Der Einsatzleiter habe sich gegen eine Räumung der »emotionalen, aber an sich friedlichen Versammlung« entschieden. Eine Versammlung mit Teilnehmern der rechten Szene vor dem Rathaus sei aufgelöst worden.
Mehrere hundert Menschen zogen laut Polizei durch das Kölner Stadtzentrum. Darunter seien auch Kinder gewesen. Zahlreiche Teilnehmer hätten Unbeteiligte aufgefordert, ohne Mundschutz in Geschäfte zu gehen.
In Dortmund löste die Polizei zwei nicht genehmigte Kundgebungen auf. Unter die Teilnehmer hatten sich nach Erkenntnissen der Polizei Mitglieder der rechtsextremen Szene gemischt. Ein Rechtsextremer griff ein Presseteam des Westdeutschen Rundfunks an. Eine Person wurde dabei leicht verletzt. Der 23-Jährige kam in Polizeigewahrsam.
Heftige Kritik gab es an der Teilnahme des Thüringer FDP-Politikers und Kurzzeit-Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich an einem »Spaziergang« gegen übermäßige Corona-Auflagen in Gera, an dem sich laut Polizei etwa 600 Menschen beteiligten. Laut Mitteldeutschem Rundfunk waren auch Vertreter der AfD anwesend. Der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Fraktion Saarbrücken, Tobias Raab, bezeichnete Kemmerichs Verhalten als »zum Schämen«. »Ich habe keine Lust mehr, mich für Kemmerich zu rechtfertigen - er ist entweder völlig lernresistent oder hat ein Problem mit der Abgrenzung von Rechten - beides geht in seiner Position nicht«, so Raab. Die Chefin der Jungen Liberalen Ria Schröder betonte: »Corona verlangt uns allen viel ab, aber wer bewusst Hygienemaßnahmen missachtet und sich mit Rechtsextremen einreiht, der ist nicht Mitte, sondern gefährdet uns alle und untergräbt die konstruktive Arbeit der FDP.«
Von der Stuttgarter Polizei hieß es, eine Großkundgebung der Initiative Querdenken 711 mit mehreren tausend Demonstranten sei »größtenteils friedlich« verlaufen.
In Rostock hatte die AfD eine Demonstration mit 20 Personen unter dem Motto »Wir sind das Volk« angemeldet. Dagegen protestierten mehr als 200 Menschen. »Dabei kam es in zahlreichen Fällen zu Unterschreitungen des vorgegebenen Mindestabstandes«, hieß es. Mehr als 30 Protestler seien von der Polizei »unter dem Einsatz von körperlicher Gewalt« von den Straßenbahngleisen geschoben worden.
Zu Zwischenfällen kam es erneut in Berlin. Am Alexanderplatz versammelten sich bis zu 1200 Demonstranten. Seite 7
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