Ein Hauch von Hollywood
Kurt Stenger über den Schuldspruch gegen den VW-Konzern
»Heute haben wir Geschichte geschrieben«, jubilierte Rechtsanwalt Claus Goldenstein nach dem Urteil des Bundesgerichtshofes (BGH) gegen VW. Viereinhalb Jahre nach Beginn des Abgasskandals ist nun endlich höchstgerichtlich geklärt, dass Volkswagen mit dem Einbau von Abschalteinrichtungen seine Kunden vorsätzlich geschädigt hat und ihnen Schadenersatz zahlen muss. Oft genug kommen große Konzerne davon, da sie vor Gericht gegenüber klagenden Verbrauchern dank ihrer Finanzmacht haushoch überlegen sind.
Vor Euphorie sei aber gewarnt. Die Frage, ob der Autoriese seine Kunden betrogen hat, geht am Kern des Abgasskandals vorbei: Nämlich, dass VW und andere Hersteller die Umwelt und die Gesundheit der Bürger, also die Allgemeinheit, massiv geschädigt haben. Auch bringt der Richterspruch einen Hauch von Amerika und Hollywood nach Deutschland: Konzerne haben dort weitgehend freie Hand, doch wenn sie gegen die wenigen Regeln verstoßen, wird es richtig teuer für sie - zur Freude großer Anwaltskanzleien, die sich daran eine goldene Nase verdienen.
Man sollte sich nichts vormachen: Das VW-Urteil wird eine Ausnahme bleiben. Und strenge Gesetze sind der einzige Weg, Konzernmacht auf ein verträgliches Maß zu reduzieren.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.