Gesundheit aus der Urzeit
Ackerschachtelhalm enthält das Halbmetall Silizium, das für den Knochenaufbau nützlich ist
Vor etwa 300 Millionen Jahren erreichten Schachtelhalme eine Wuchshöhe von über 30 Metern. Gemeinsam mit den nah verwandten Farnen bildeten die schachtelhalmartigen Pflanzen riesige Wälder, aus denen später die Steinkohlevorkommen der Erde resultierten.
Im späteren geologischen Erdmittelalter (vor circa 200 Millionen Jahren) verdankten pflanzenfressende Saurier ihr riesiges Skelett sowie ihre dicke Haut unter anderem den elastischen, biegsamen Schachtelhalmgewächsen, die in Sumpf- und Auenlandschaften noch weit verbreitet waren. Einige Saurier waren vermutlich wenig wählerisch und fraßen neben Blättern und Farnen auch die zarten Wedel der Schachtelhalme, um auf die immensen Futtermengen für ihr Größenwachstum zu kommen.
Bis vor etwa 40 Jahren war für das Halbmetall Silizium eine Lebensnotwendigkeit lediglich im Tierexperiment nachgewiesen. Inzwischen weiß man, dass Silizium an der Kalzifizierung der menschlichen Knochen beteiligt ist und für die Bildung von Kollagen gebraucht wird. Neuere Studien schreiben diesem Element, das in Spuren von circa 50 Milligramm pro Tag aufgenommen wird, sogar eine vorbeugende Wirkung vor degenerativen Gehirnerkrankungen wie Morbus Alzheimer zu, weil es im Körper und Gehirn als Antagonist gegenüber Aluminium auftritt.
Am besten für den Darm ist dabei die Aufnahme von Silizium in Form von Kieselsäure, wie sie in zahlreichen pflanzlichen Lebensmitteln wie Hirse, Hafer, Brennnessel, Wurzelgemüse, Kartoffeln und Erdbeeren oder eben in einem Tee von Ackerschachtelhalm zu finden ist.
Heute erreichen Schachtelhalme nur noch eine Wuchshöhe von etwa 30 Zentimetern. Von Weitem erinnern sie an winzige Nadelbäume. Der Ackerschachtelhalm ähnelt in der Gestalt einer winzigen Lärche. Typisch für ihn ist der stark gegliederte Stängel, wobei dessen gleichmäßige Abschnitte wie ineinandergeschachtelt sind. Er wird mancherorts auch Katzenwedel genannt. Viele kennen die Pflanze unter den Namen Zinnkraut, Pfannenputzer oder Scheuerkraut, weil Menschen sie früher zum Geschirrputzen, besonders der Zinntöpfe benutzten.
Weitere wichtige Inhaltsstoffe sind neben der Kieselsäure Flavonoide, Glykoside sowie die Mineralstoffe Kalium und Magnesium. Darüber hinaus enthält Ackerschachtelhalm geringe Spuren von Nikotin, was für diejenigen interessant ist, die sich das Rauchen von Tabak abgewöhnen wollen. Drei Tassen Tee von Ackerschachtelhalm täglich über drei Wochen getrunken, können helfen, die Nikotinsucht zu überwinden. Wer den Tabakgenuss aufgeben möchte, um sein Risiko für Erkrankungen der Atemwege zu verringern, dem könnte die leicht nikotinhaltige Heilpflanze helfen, über die erste Zeit des Verzichts hinwegzukommen.
Kombinationen von Zinnkraut mit Grünem Hafer und Frauenmantel führen ebenfalls zur leichteren Entspannung während des Entzugs. Das neue rauchfreie Leben wird durch Bewegung, Sport, Yoga, Qi Gong oder Autogenes Training unterstützt.
In einer Teemischung gilt zum Beispiel die Minze als Verstärker von Heilwirkungen zahlreicher Kräuter. Darüber hinaus schreibt die Naturheilkunde verschiedenen Pflanzen eine sogenannte Einschleuserfunktion zu. So wurde beobachtet, dass die Resorption und Wirksamkeit von Magnesium durch Ackerschachtelhalm, Kamille oder Huflattich erhöht werden kann. Wenn beispielsweise ein Magnesiummangel vorliegt, der sich etwa in nächtlichen Wadenkrämpfen äußert, und dieser sich trotz hoher Gaben von Magnesiumzitrat nicht bessert, könnte ein Tee mit Ackerschachtelhalm förderlich sein. Mithilfe der enthaltenen Kieselsäure, an die sich die Magnesium-Ionen binden, wird der benötigte Mineralstoff in das Gewebe und schließlich zu den Zellen transportiert.
Damit der Darm die entsprechende Menge von Kieselsäure aufnimmt, ist eine besondere Zubereitung des Getränks entscheidend. Dazu weicht man das getrocknete Heilkraut für mindestens 4 Stunden in kaltem Wasser ein und kocht es danach für 10 bis 30 Minuten. Über den Tag verteilt getrunken, verbessert dieser Absud die Wirksamkeit des abendlich eingenommenen Magnesiumpräparats. Eine halbe Banane, parallel zu diesem Nahrungsergänzungsmittel verzehrt, optimiert die Resorption zusätzlich.
In der anthroposophischen Ernährungslehre werden aufgrund des hohen Kieselsäureanteils vor allem Vollkornprodukte aus Dinkel, Roggen und Hafer empfohlen. Für Menschen, die jedoch aufgrund einer Glutenunverträglichkeit diese einheimischen Getreidearten nicht vertragen und womöglich wegen einer Schilddrüsenentzündung außerdem nur selten Hirse essen dürfen, ist der Ackerschachtelhalm eine gute Wahl. Junge Sprosse davon können auch als Saft und Smoothie oder fein gehackt in Soßen verwendet werden.
Aufgrund der enthaltenen Flavonoide wirkt der Ackerschachtelhalm zudem antientzündlich bei verschiedenen Hautproblemen. Die Produktion neuer Hautzellen wird durch den Kollagenaufbau mittels Silizium ermöglicht.
Die enthaltenen Glykoside regen Niere und Blase in ihrer Ausscheidungsfunktion an, deshalb sollte man einen Tee mit Ackerschachtelhalm möglichst nach 20 Uhr nicht mehr trinken. Als Bestandteil von sogenannten Blasentees trägt Ackerschachtelhalm aber nicht nur zur vermehrten Ausscheidung von Wasser und Stoffwechselprodukten bei, die mit dem Harn ausgeschieden werden, er wirkt gleichzeitig gegen Pilzinfektionen in der Scheide.
Früher setzte man den Ackerschachtelhalm auch erfolgreich gegen Lungentuberkulose ein. Die enthaltene Kieselsäure fördert eine Abheilung der Bindegewebsanteile der Lunge. Angegriffene Lungenbläschen lassen sich so jedoch nicht erneuern.
Um eine Verwechslungsgefahr mit dem giftigen Sumpfschachtelhalm zu vermeiden, empfiehlt sich das Sammeln während einer Kräuterwanderung mit einer pflanzenkundigen Begleitung. In Reformhäusern und Apotheken erhält man das Kraut in Arzneibuchqualität, das heißt nach standardisierten pharmazeutischen Regeln hergestellt, geprüft und gelagert.
Immer wieder werden Pulver und Gele mit Kieselsäure beworben, die großenteils in Verruf geraten sind, da die entsprechenden Gele zum Teil mit Schimmelpilzen belastet sind. Außerdem kann eine überhöhte Aufnahme von Kieselsäure den Zellstoffwechsel schädigen oder zu Steinbildungen mit den Salzen der Kieselsäure in den Harnwegen führen. Dagegen können natürliche pflanzliche Lebensmittel in den empfohlenen Mengen keine Überdosierung verursachen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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