Kapek verteidigt Antidiskriminierungsgesetz

Klageanzahl wird nach Beseitigung von Gesetzeslücken deutlich zurückgehen, prognostiziert Grünen-Politikerin

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Berliner Abgeordnetenhaus, Antje Kapek, geht davon aus, dass mit Blick auf das neue Landesantidiskriminierungsgesetz nur am Anfang viele Klagen eingehen werden.

»Es wird in den ersten Monaten überall dort zu Klagen kommen, wo wir im Verwaltungshandeln Antidiskriminierungslücken lassen. Wenn diese behoben sind, dann gehen die Klagen auch zurück«, sagte Kapek der Nachrichtenagentur dpa. Sie rechne nicht damit, dass das am 21. Juni in Kraft getretene Gesetz große Auswirkungen auf die Berliner Polizei haben werde.

Das Gesetz soll Menschen in Berlin vor Diskriminierung durch Behörden schützen - und es ist umstritten. Kritiker bemängeln, dass es insbesondere Polizisten unter Generalverdacht stellen würde. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) erwog sogar, wegen des Gesetzes Bundespolizisten nicht mehr in Berlin einzusetzen.

Nach Einschätzung Kapeks wird das neue Gesetz vor allem da eine Rolle spielen, wo es großen Publikumsverkehr, also häufige Kontakte zwischen Bürgern und Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern der Verwaltung gebe. »Zum Beispiel im Gesundheitssektor.« Das gelte etwa für Menschen mit Behinderungen, die bestimmte Leistungen nicht in Anspruch nehmen könnten oder die von Teilhabe ausgeschlossen seien. Auch in der Coronakrise hätten Menschen mit Behinderungen häufig Schwierigkeiten bei Kontakten mit Ämtern. »Ich rechne damit, dass es die größte Zahl der Klagen im Schulbereich geben wird«, ergänzte die Grünen-Politikerin. »Zum Beispiel, wenn es um die Frage geht, warum ein Kind keinen Platz an einer bestimmten Schule bekommen hat.«

Antje Kapek erwartet, dass auch andere Bundesländer ein Antidiskriminierungsgesetz beschließen werden. »Ich könnte mir vorstellen, dass Hamburg als eines der ersten Länder nachziehen wird.« Berlin habe in dieser Hinsicht durchaus eine Vorreiterrolle. »Wir haben auch hier nach wie vor ein Problem mit Alltagsrassismus«, erklärte Kapek. »Aber im deutschlandweiten Vergleich gibt es kein anderes Land, das so weit ist wie Berlin«, so die Fraktionschefin im Hinblick auf Gegenstrategien. dpa/nd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.