- Kommentare
- Bundeswehr
Stauffenberg ist kein Vorbild
Robert D. Meyer fordert eine andere NS-Erinnerungspolitik der Bundeswehr
42 missglückte Attentate gab es auf Adolf Hitler. In der offiziellen Erinnerungspolitik dominiert bis heute der Versuch von Militärs um Graf von Stauffenberg. Zwar seien die Widerstandskämpfer gescheitert, ihr Handeln sei aber für die Bundesrepublik »nach dem Krieg sinnstiftend geworden«, so Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer am Montag. Das NS-Regime habe die beteiligten Menschen töten können, »nicht aber ihre Haltung«.
Welche Haltung meint die Ministerin? Hat sie sich einmal gefragt, warum Stauffenberg auch von der extremen Rechten als Vorbild gefeiert wird? Warum selbst die vom völkisch-nationalistischen Geist dominierte AfD vom »Patriotismus und Widerstandsgeist des 20. Juli« schwärmt?
Die Antwort lautet: Weil Stauffenberg nicht als das große Vorbild taugt, zu dem er verklärt wird. Er war Antisemit und alles andere als ein Demokrat. Im Eid der Verschwörer vom 20. Juli 1944 heißt es, wir verachten die »Gleichheitslüge und beugen uns vor den naturgegebenen Rängen«. Kann so jemand noch Vorbild für die Bundeswehr im Jahr 2020 sein? Nein.
Wer rechtsextreme Netzwerke in der Bundeswehr zerschlagen will, muss sich auch von falschen Vorbildern trennen. Das heißt nicht, die Erinnerung zu streichen. Nur muss diese kritisch und nicht mehr überhöhend sein.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.